Von Müll, anderen Kirschen und bunten Feuern
Fr., 22.6.2018
Süplingen – Klausort – Althaldensleben – Gut Glüsig – Gutenswegen
Kilometer: 17,3 km
Als ich gegen 6 Uhr aufwache, tröpfelt es leicht, und es ist eisig kalt. Kein Vergleich zu den Vortagen. Ich drehe mich daraufhin wieder um und bin auch sofort wieder im Tiefschlaf. Gegen 8.30 Uhr wache ich wieder auf. Lust zum Aufstehen habe ich dennoch nicht. Ich schnappe mir meinen Laptop und bereite die restlichen Beiträge für den Blog vor. Hätte ich eine stabile Internetverbindung, hätte ich auch schon die ersten Berichte hochladen können. Aber an der mangelt es hier.
Ich gehe mich frisch machen und beginne das Zelt abzubauen. Dieses Mal verpacke ich das Zelt zum Schluss. Man lernt schließlich dazu.
Es ist nach 12 Uhr, als ich endlich los komme.
Noch bevor ich Süplingen erreiche, biege ich an einer Bahnlinie nach rechts ab. Über Betonplatten – dieses Mal jedoch ohne Löcher – geht es zu einem kleinen Hof mit schönem Teich. Danach ist Schluss mit dem Weg parallel zur Bundesstraße. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als vor zur Bundesstraße zu laufen und auf dieser ein Stück den Berg auf Richtung Haldensleben zu gehen.
Zum Glück geht jedoch recht bald nach rechts ein Waldweg ab. Der Weg ist nun geprägt von Kiefernwald mit dichtem Unterwuchs. Vermutlich Traubenkirsche.
Mitten im Wald, fernab von Straßen, finde ich plötzlich einen riesigen Müllberg vor. Ich bin fassungslos über diese Schweinerei. Eigentlich gehört so etwas angezeigt. Aber ermitteln wird man solche Übeltäter vermutlich nie.
Weiter geht es durch den Wald, weiterhin Kiefern mit Traubenkirschen. Nach Überquerung einer weiteren Bundesstraße, werde ich über ein Schild darauf hingewiesen, dass die folgende Baumallee überaltert ist, und bei Sturm nicht betreten werden sollte. Windig ist es zwar, aber kein Sturm wie am Vortag. Also los. Eine wunderschöne Lindenallee, kilometerlang, begleitet mich nun nach Althaldensleben. Der Duft von bestimmt Millionen von Blüten raubt einem schier die Sinne.
In Althaldensleben durchquere ich ein altes Kloster und hole mir anschließend bei Penny etwas zum Essen. Ich verlasse den Ort in südlicher Richtung und biege auf einen Wiesen- bzw. Alleeweg nach Südosten ab. Leicht geht es zwischen Ahornbäumen den Berg hoch. Oben angekommen lädt eine Bank zur Pause ein.
Mittlerweile deuten schwarze Wolken und ein dichter Niederschlagsvorhang nasse Zeiten an. Ich ziehe daher schon mal meine Regenhose und Regenjacke an und gehe weiter. Ausgerechnet an der lichtesten Stelle der Allee, setzt starker Platzregen ein. Ich eile, so gut es der Weg hergibt, in eine Senke mit dichterer Vegetation und tausche dort meine Laufschuhe gegen die dichten Wanderschuhe. Gerade als ich fertig bin, hört der Niederschlag auf. Doch da das Gras des Weges nun nass ist, sind die Schuhe weiterhin die bessere Wahl.
Kurz darauf macht der Weg einen Knick, und die Allee hört auf. Ich stehe nun auf freiem Feld, und ein weiterer Feldweg kommt den Hang hinab. Dieser aber betoniert. Eine kleine Flutwelle kommt diesen herunter. Ich komme keine 50 m weit, da weiß ich auch, warum. Erneut setzt starker Platzregen ein, dieses Mal sogar mit Graupeln oder kleinem Hagel durchmischt. Ich stelle mich unter eine mittlerweile wieder beginnende Lindenallee. Zum Glück hält die Dusche nicht lange an, sodass mir die Linde mit ihrem dichten Blätterdach genug Schutz gibt.
Einen Kopfsteinpflasterweg geht es nun den Berg hinauf zum Gut Glüsig. Einen Biohofladen gibt es dort. Mich beschäftigt jedoch mehr das Kopfsteinpflaster. Seit dem Bruch der Teleskopstöcke ist mein Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Wagens bei einer solchen Wegbeschaffenheit etwas angeknackst. Ich versuche, so gut es geht, jeden Seitenstreifen mitzunehmen und hoffe auf baldige Besserung. Nach ca. 200 m wechselt der Belag auf Betonplatten. Geschafft. Und die Sonne kommt auch wieder heraus. Ich schäle mich aus den Regenklamotten und beobachte den abziehenden Schauer, der tiefschwarz am Horizont steht.
Über Betonplatten und Asphalt geht es weiter Richtung Gutenswegen. Immer kerzengeradeaus. Wie an den Vortagen wachsen hier Kirschbäume. Aber zu alt und dem entsprechend zu hoch hängen die verlockenden Früchte. Aber halt, was ist das? Zwischen den Bäumen hat sich ein besonderes Exemplar versteckt. Ein Kirschbaum mit gelben Früchten. Die muss ich natürlich gleich mal auf ihren Geschmack überprüfen. Und im Gegensatz zu seinen roten Kollegen trägt dieser gelbe Weggefährte seine Köstlichkeiten auch auf Armlänge. Voller Erwartung nehme ich die erste Kirsche in den Mund. Schmeckt im Prinzip wie eine Rote. Aber trotzdem toll. Ich nehme mir noch eine Handvoll und laufe weiter.
Plötzlich werde ich von der rechten Seite angegriffen. Mit voller Empörung rennt mir hinter einem Maschendrahtzaun ein weißer Nandu oder Strauß hinterher. Immer wieder versucht er mit dem Schnabel durch den Zaun zu picken. Und der Mensch davor bleibt auch noch stehen und macht Bilder. Seine Partner im Hintergrund bleiben hingegen völlig gelassen.
Über extrem schwierige Kopfsteinpflasterstraßen durchquere ich den kleinen Ort. Im Geiste sehe ich schon die nächste Deichsel-Katastrophe am Horizont aufziehen. Doch es geht alles gut. Vielleicht ist mit der Stabilisierung der Deichsel der Wagen ja nun für Langstrecken und meine Beladung ausgerüstet.
Auf einer Mauer grinst mich plötzlich ein kleines Männchen an. Na, dem scheint es ja gut zu gehen. Sag mir lieber mal, wo es weiter geht. Er antwortet nicht.
Ich schlage den Weg Richtung Klein-Ammersleben ein. Als die Allee in eine Senke führt, entdecke ich plötzlich links in einem Wäldchen das Schild Naturcamp. Das muss ich mir mal genauer anschauen. Ich folge einem schmalen Waldweg in einen urigen Wald und stehe plötzlich vor einer Wagenburg. Ob ich hier Peter Lustig finde? Auf einer Terrasse sitzen mehrere junge Männer und eine Frau. Ich frage, ob die Möglichkeit besteht, hier für eine Nacht mein Zelt aufzubauen. Hier direkt wäre es eher schlecht. Sie wären beruflich hier, würden eine Jugendgruppe leiten, aber ich könnte gerne etwas abseits auf einer Streuobstwiese mein Zelt aufschlagen. Dieses Angebot nehme ich dankend an.
Später bekomme ich dann auch von einem der Männer Besuch. Ich erfahre, dass Sie alle Erlebnispädagogen sind und für Buntefeuer.de arbeiten. Das Gelände nutzen Sie für die Gruppenarbeit. Über das Wochenende sind sie mit einer Jugendgruppe hier. Aber es gibt auch Coachings mit Firmen, oder Schulklassen.
Ich finde dieses Konzept sehr interessant. Zumal sie hier wirklich die besten Bedingungen haben.
Im hohen Gras der Streuobstwiese genieße ich den Sommerabend und gehe dann aufgrund der schnell kühlen Temperaturen recht bald ins Bett.