Kletterei durch das schöne Polenztal
Sa., 25.08.2018
Neustadt in Sachsen – Polenz – Porschdorf – Rathmannsdorf
Kilometer: 27,3 km
Nachdem ich mein Zelt abgebaut und alles zusammengepackt habe, gehe ich entlang eines Kleingartenvereins den Berg hinunter nach Neustadt. Es ist bewölkt und ziemlich frisch. Ich bin daher heute Morgen mit Pullover und dünner Jacke unterwegs. In Neustadt mache ich erst einmal einen Abstecher zum nächsten Supermarkt. Anschließend laufe ich an der Polenz entlang in Richtung Westen in den gleichnamigen Ort. Eine große Rentnergruppe marschiert vor mir durch die kleinen Sträßchen. Ich überhole sie und befinde mich kurz darauf auf einem schmalen Pfad entlang des Baches. Der Polenz werde ich heute den ganzen Tag über bis an ihre Mündung in die Sebnitz folgen.
Nach und nach verschwinden auch die letzten Häuser, und ein schönes Tal öffnet sich vor mir. Links und rechts Wald, und dazwischen immer wieder Wiesen, durch die sich die Polenz schlängelt. Der Weg steigt immer wieder leicht an, um dann wieder abzufallen. Trotz einiger Wurzeln und Steine lässt er sich jedoch gut mit dem Wagen befahren.
Dann kommt jedoch ein Teilstück, wo der Weg nur so breit wie mein Wagen ist und an einem steilen Abhang entlang führt. Links geht es steil bergauf und nach rechts steil hinab zur Polenz. Hier muss ich mich ziemlich konzentrieren, damit mir der Wagen nicht den Abhang hinab rutscht und mich mit sich zieht. Doch dann habe ich diese Stelle auch passiert.
Nach einiger Zeit erreiche ich schließlich die Knochenmühle, die normalerweise bewirtschaftet ist. Heute jedoch ist sie aufgrund einer geschlossenen Gesellschaft geschlossen. Auf den Wiesen in diesem Streckenabschnitt blühen im Frühjahr tausende Märzenbecher, was sehr viele Touristen anlockt. Jetzt ist natürlich davon nichts zu sehen. Nach zwei weiteren Flussbiegungen stehe ich bereits vor der nächsten Mühle, der Bockmühle. Hier kann man essen und übernachten, wenn es man möchte. Aufgrund aufgeschnappter Aussagen der Rentnergruppe weiß ich, dass diese hierher wandern möchte. Da haben einige aber gut etwas zu tun. Schon im Ortszentrum von Polenz mussten sich manche hinsetzen!
Nachdem ich die Polenz überquert habe, wandere ich weiter am Fluss. Immer wieder umrunde ich spitz zulaufende Berghänge. Der Weg ist weiterhin gut zu laufen, wird jedoch zunehmend wurzeliger. Als ich die Polenz erneut überquere, geht es deutlich anspruchsvoller den Berg hinauf. Ich beschließe, sicherheitshalber den Wagen abzuhängen, und ziehe ihn hinter mir her. Oben stoße ich auf einen etwas breiteren, aber auch steinigeren Weg, der mich wieder hinab ins Tal führt. Hier schnalle ich mir wieder den Wagen um, und es geht auf einem leicht wurzeligen, aber dennoch gut befahrbaren Pfad weiter. Vor mir taucht plötzlich an einer Kehre eine Felswand auf. Wo soll denn hier ein Weg weiter führen? denke ich mir und erwarte eine heftige Steigung. Doch diese setzt nicht ein. Stattdessen steigt der Weg in nun deutlich anspruchsvollerem Gelände leicht an. Ich bin längst wieder dazu übergegangen, den Wagen ohne Gurt hinter mir her zu ziehen. Stellenweise muss ich ihn an Packsack und Deichsel nehmen und rückwärts laufend über Felsen und Wurzeln hieven. Noch amüsiere ich mich darüber und denke mir, da hätte ich auch den Weg durchs Bodetal nehmen können, wenn ich nun hier mit Wagen unterwegs bin. Doch so nach und nach wird der Weg zunehmend grenzwertig mit Wagen. Das Gelände wird immer alpiner und ausgesetzter und die Wurzeln sind längst das kleinste Problem. Ganze Felsbrocken müssen überwunden werden. Und schließlich ist dann endgültig Schluss mit dem Ziehen. Eine Felswand mit einer Höhendifferenz von 1,5 m liegt vor mir. Damit der Wanderer überhaupt weiter kommt, wurden Eisen in den Felsen geschlagen und Haltegriffe angebracht. Mit aller Kraft hebe ich meinen Wagen hoch, lege ihn oben auf den Fels und klettere selbst hoch. Wenn mir jetzt einer entgegen kommt, denke ich mir, der wird mich ohne Zweifel für verrückt erklären. Über weitere Felsen geht es wieder leicht bergab. Wer weiß, was mir da noch bevorsteht! Ich hatte extra am Vorabend im Internet nach der Wegbeschaffenheit recherchiert, konnte da aber derartige Verhältnisse aus den Berichten nicht herauslesen. Ich kann nur hoffen, dass es sanfter wieder bergab geht. Zum Glück ist dies der Fall. Kurz darauf stehe ich wieder unten an der Polenz auf Wegen, die ohne Probleme zu befahren sind als ob nichts gewesen wäre. Zu meiner rechten Seite taucht auf der gegenüberliegenden Seite die Scheibenmühle auf. Auf einem gut zu laufenden Waldweg geht es zur Heeselichtmühle, wo ich kurz darauf auf die Landstraße im Polenztal stoße. Auf dieser laufe ich nun weiter bis zur großen Landstraße nach Hohnstein. Der Seitenstreifen für die Wanderer ist auf dem Streckenabschnitt fast größer als die Fahrspur der Autos. Zudem ist hier fast kein Verkehr!
Mit Erreichen der Polenztalschänke unterhalb von Hohnstein bin ich wieder unter Menschen. Sehr viele Wanderer sind ab hier unterwegs. Das ist aber auch kein Wunder, denn das bisher eher breite Tal wird ab hier immer schmäler, bis sich die Polenz fast schluchtartig durch steile Sandsteinfelsen ihren Weg zur Sebnitz sucht. Der Weg ist in diesem Abschnitt prima zu befahren. Zwar gibt es auch hier immer wieder mal größere Steine im Weg, aber alles kein Problem. Immer wieder bietet sich ein neuer schöner Blick in die zerklüfteten Wände hoch über einem. Immer wieder sind Wasseramseln und Gebirgsstelzen zu beobachten. Das Tal muss auch im Herbst zur Herbstfärbung wunderbar sein.
Nachdem ich die Waltersdorfer Mühle erreicht habe, habe ich wieder große Wandergruppen vor mir. Scheinbar wird heutzutage nicht mehr mit der Familie oder dem Partner für sich gewandert, sondern man verabredet sich und läuft im Pulk! An einer Wegkreuzung stehe ich plötzlich vor einem versperrten Weg. Aufgrund der Windbruchgefahr ist der Wanderweg gesperrt. Mir bleibt daher nichts anderes übrig, als zurück zur Waltersdorfer Mühle zu laufen, die Polenz zu überqueren, und auf der anderen Uferseite auf einem breiten Forstweg an die Sebnitz zu laufen. Kurz darauf sehe ich auch den Grund: Am gegenüberliegenden Hang wurden auf einer größeren Fläche Fichten umgerissen.
Nachdem ich die Sebnitz erreicht habe, geht es an ihr auf schmalem Weg bis nach Porschdorf. Hier verlasse ich den schönen Fluss und laufe einen schmalen Waldpfad steil den Berg hinauf nach Rathmannsdorf. Oben habe ich einen herrlichen Blick auf die Tafelberge und die Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz. Auf kleingehäckselten Ziegeln führt mich ein Feldweg durch Sonnenblumenfelder an den Ortsrand. Nach Durchqueren des Ortes, habe ich mein Ziel erreicht: Einen wunderschönen Dreiseitenhof, auf dem ich vor mehreren Jahren einmal in einer der Ferienwohnungen meinen Wanderurlaub verbracht habe. Ich hatte im Vorfeld bei der Familie angefragt, ob ich hier mein Zelt aufstellen kann, was gegen eine kleine Gebühr auch möglich ist.
Spät am Abend gegen 22 Uhr kommt schließlich auch Katharina bei mir an. Wir freuen uns sehr, uns nach so langer Zeit wieder zu sehen. Sie wird bis Dienstag bleiben, und wir haben vor, ein paar Wanderungen in der schönen Sächsischen Schweiz zu unternehmen.
Wie viel wiegt denn dein Karren wenn du ihn selbst nur noch schwer herum heben kannst? Hast du zwischenzeitlich einen Namen für dein Gefährt gefunden?Liebe Grüße ☺