Abschied, jede Menge Kuhweiden und der “Kampf” um den Steg
Di., 16.10.2018
Übersee – Bernau – Reitham – Spöck – Bärnsee
Kilometer: 13,7 km
Am Morgen fangen wir an, bei meiner Schwester alles zusammen zu packen. Katharina steht eine knapp 8 Stunden dauernde Autofahrt bevor, und auch bei mir wird es heute wieder weitergehen. Ich habe mich nun doch dazu entschlossen, mein Vorhaben die komplette Strecke an einem Stück durchzulaufen, aufzugeben. Das Wetter ist derzeit einfach zu schön. Es wäre nicht sehr klug, mich zurück in die Nähe von Ulm bringen zu lassen und mich bei bestem Wetter an die Alpen vorzuarbeiten und mit dem möglichen Pech, dort bei Regen anzukommen. Ich will lieber jetzt die Berge bei dem herrlichen Wetter mitnehmen. Außerdem kann ich Katharina damit einen unnötigen Umweg auf der Heimreise ersparen.
Bis zum Mittag sitzen meine Schwester, Katharina und ich am Küchentisch, frühstücken und unterhalten uns. Dann muss Katharina aber langsam losfahren, und auch ich möchte heute noch ein Stück laufen. Wir verabschieden uns bei Katharina. Mit etwas Glück werde ich sie in drei Wochen wieder sehen, trotz der weiten Entfernung. Die Zeit ging mal wieder viel zu schnell vorbei!
Nachdem Katharina abgefahren ist, packe ich meine Sachen in den Packsack. Gegen 13 Uhr bin dann auch ich startbereit. Meine Schwester hat Lust, mich ein Stück zu begleiten, und so laufen wir kurz darauf zu zweit durch Übersee und auf einem geschotterten Feldweg in Richtung Westen. Am Waldrand geht es vorbei an Viehweiden. Am Horizont ist der Kirchturm des Ortes zu sehen. Am Chiemsee hat sich hier eine flache Landschaft entwickelt. Links von uns erhebt sich ein Höhenzug. Diesen werde ich wenig später noch erklimmen müssen. Wir überqueren eine kleine Straße und laufen auf einer Höhe weiter durch die großen Kuhweiden. Nach Erreichen eines Gehöftes gehen wir nach links weiter an den Wald und zu dem Höhenzug. Hier muss ich von meiner Schwester Abschied nehmen. Sie biegt nach links ab, ich nach rechts nach Westen. Sie macht noch ein Foto von mir, wie ich am Horizont verschwinde. Vielen lieben Dank an Euch beide, für eure spontane Gastfreundschaft und die schönen Tage! Die Pizza war sehr lecker!
Auf einem asphaltierten Weg steige ich leicht den Berg hinauf. Nachdem ich noch einmal an einer Wiese entlang laufe, nimmt die Steigung im Wald den Berg hinauf kräftig zu. Oben komme ich an eine Kreuzung, wo ich mich nach rechts halte. Auf Schotter geht es anfangs noch weiter den Berg hinauf, doch recht schnell habe ich die Höhe erreicht. Nun wandere ich wieder leicht bergab. Zu meiner großen Überraschung bin ich jetzt nicht mehr allein unterwegs. Ein reger Fahrradverkehr setzt ein, der mich schon fast an den Elbradweg erinnert. Damit habe ich hier nicht gerechnet!
In einer Serpentine führt mich der Schotterweg hinab auf eine Wiese. An dieser entlang gehe ich bis an die Bahnlinie. Ähnlich wie auf der Schwäbischen Alb ist hier ein Teil des Geländes nicht zugänglich aufgrund einer Außenstelle der Justizvollzugsanstalt Bernau. Bei meiner Streckenführung bin ich davon jedoch nicht betroffen. An der Bahnlinie entlang wandere ich nun kerzengerade in Richtung Westen, vorbei am ehemaligen Torfbahnhof der Region. Hier hat man nun ein Museum eingerichtet samt einer Moorbahn, das heute jedoch nicht geöffnet ist.
Ab dem Torfmuseum führt mich der Weg auf nun deutlich schmälerem Weg weiter parallel zur Bahnlinie durch einen dichten Wald. Nach und nach wird er lichter und wandelt sich in einen Hochmoorwald. An einem kleinen Bach, den ich über einen Steg überquere, besteht auch die Möglichkeit in das Fils, wie hier die Hochmoore genannt werden, hineinzulaufen. Ich will jedoch dem Weg vor mir weiter folgen. Dieser führt mich nach ungefähr 2 km in einen Ortsteil von Bernau.
Am Kurpark von Bernau vorbei gehe ich weiter in den Westen des Ortes. Hier verlasse ich die Straße wieder und steige durch ein Wohngebiet hinauf an den Wald. Steil geht es am Waldrand über eine Wiese den Berg hinauf. Oben habe ich einen herrlichen Blick zurück nach Übersee und den überwundenen Höhenzug.
Auf einem Schotterweg laufe ich zwischen Viehweiden in leichten Kurven in Richtung Westen. Die Kühe haben mal wieder einen großen Spaß daran, mir hinten nach zu rennen. Von allen Seiten kommen sie im Galopp an den Weidezaun und starren mich mit großen Augen an. Manch eine vergisst vor Staunen zu fressen und lässt aus ihrem Maul das frische Gras heraushängen.
Ich bin gerade knapp 400 m weit zwischen den Weiden gekommen, da kommt von hinten ein elektrischer Golfwagen – auch „Papamobil“ genannt – mit hohem Tempo den Weg angerast. Am Steuer sitzt ein Mädchen, keine 10 Jahre alt, auf dem Beifahrersitz ein weiteres Mädchen, keine 7 Jahre alt, und auf dem Rücksitz ein drittes Mädchen, das vielleicht noch keine 5 Jahre alt ist. Entsprechend perplex schaue ich auch den Dreien hinterher. Plötzlich bremst die Fahrerin und ruft mir zu, ob sie mich mitnehmen sollen. Ich muss lachen und lehne es ab. Mit irrem Tempo rasen sie weiter. So etwas gibt es auch nur auf dem Land!
Leicht steigt der Schotterweg zu einem Hof hinauf. Dort stoße ich auch wieder auf die junge Fahrerin mit ihren jüngeren Geschwistern, wie ich vermute. Über den Hof geht es auf einer Straße ein Stück nach Süden, bis wieder ein Schotterweg nach Westen abzweigt. In mehreren Bögen führt mich der Weg zwischen Kuhweiden den Berg hinauf nach Spöck. Von hier aus wandere ich nach Überqueren einer kleinen Landstraße den Berg wieder hinab zum Bärnsee. Hier möchte ich die Nacht über bleiben. Ich habe auch vor, einige Bilder von dem See und der Bergkulisse zu machen. Ich finde nach einigem Suchen einen passenden Steg, ideal ausgerichtet für den Sonnenuntergang. Jedoch kommen wenig später zwei Männer zu dem Steg und werfen hier ihre Angeln aus. Das wird dann wohl nichts mit den Bildern!
Ich baue erst einmal im angrenzenden Wald mein Zelt auf. Nachdem dies geschehen ist, laufe ich am Nordufer des Sees über Holzbohlen durch ein Hochmoorgebiet. Vielleicht gibt es von der Westseite noch die Möglichkeit, an den See heranzukommen. Doch erstens ist dies leider nicht der Fall, und zweitens ist es mittlerweile so dunkel, das sich das Fotografieren für heute erledigt hat.
Ich spekuliere jedoch darauf, am nächsten Morgen den Steg noch einmal bei Sonnenaufgang ablichten zu können. Vielleicht wird er sich dann sogar mit Nebelschwaden zeigen!
Mir fällt es schwer, auf dem 7. Foto die Kirche von Übersee zu erkennen! Ist sie überhaupt auf dem Bild zu sehen?