Kirschfrühstück und die Gefahr im Wald
Do., 21.6.2018
Hörsingen – Ivenrode – Altenhausen – Süplingen
Kilometer: 15,9 km
Nach einer kurzen Nacht klingelt bei mir bereits um 4:30 Uhr der Wecker. Wach bin ich jedoch schon kurz vor vier, als um mich herum die Vogelwelt erwacht.
Ich packe schnell meine Sachen und laufe noch einmal die bekannten Stellen im Umkreis ab. Aber das Navigationsgerät bleibt verschollen. Ich beschließe daher, mich auf den Weg zu machen. Zurück! Irgendwo muss ich es schließlich verloren haben. Hörsingen ist um diese frühe Uhrzeit noch im Halbschlaf und so habe ich große Hoffnung, dass ich das Gerät auf dem Wanderweg wieder finde. Ich laufe zielstrebig Richtung Süden, an die Stelle, an der ich zuletzt überlegt hatte, mein Zelt aufzubauen. Am Sportplatz stelle ich meinen Wagen ab, verstecke ihn hinter einer Hecke und mache mich ohne schweres Gepäck auf die Suche. Alle potenziellen Stellen, wie extrem unwegsames Gelände, werden besonders genau untersucht. Aber noch ist nichts zu finden. Mein Favorit bleibt aber eine Stelle in der Nähe der Rehkitz-Wiese. Dort musste ich über mehrere größere Äste hinweg fahren. Und Tatsache, genau dort liegt mir schließlich auch das GPS-Gerät zu Füßen. Vom Morgentau ganz nass, aber das kann das Ding ab.
Erleichtert stecke ich es wieder ein, nachdem ich neue Batterien eingesetzt habe. Der entstandene Umweg hielt sich zum Glück in Grenzen. Ich laufe zurück nach Hörsingen und beginne den Tag mit einem ausgiebigen Kirsch-Frühstück. Ganze Kirsch-Alleen finde ich hier außerhalb des Ortes vor. Alle prall gefüllt mit besten Kirschen. Schade, dass diese offenbar keiner erntet.
Über Schotterwege verlasse ich Hörsingen Richtung Osten. In der Ferne sehe ich meinen Schlafplatz liegen. Da die Bundesstraße nach Ivenrode wegen einer Baustelle gesperrt ist, entschließe ich mich dazu, dieser zu folgen. Ein surreales Gefühl, auf einer Bundesstraße über Kilometer hinweg keinem Auto zu begegnen. Als ob man der letzte Mensch ist auf diesem Planeten.
Durch den Wald, stetig ansteigend, später über Felder nähere ich mich Ivenrode. Links Raps in voller Frucht, rechts Getreide, und über mir laut trällernd Feldlerchen. Von meiner schlechten Laune am Vorabend ist nichts mehr zu spüren. Es kann allerdings auch daran liegen, dass ich heute einen sicheren Schlafplatz ansteuere.
In Ivenrode stehe ich schließlich vor der in Hörsingen angekündigten Baustelle. Na, mit meinem Wagen werde ich da ja wohl durchkommen. Und so ist es auch. Ich durchquere das kleine Örtchen und beschließe, am Ortsrand meine Schuhe zu wechseln. Ich hatte aufgrund des Morgentaus meine Wanderschuhe angezogen. Aber meine Laufschuhe von Adidas mit Continental-Sohle sind bei dem Wetter und den Wegen deutlich angenehmer. Bis jetzt bin ich alle Etappen mit diesen unterwegs. Das luftige Netz auf der Oberseite sorgt dafür, dass man nicht schwitzt.
Und so geht es kurz darauf auch deutlich beschwingter die Straße entlang in Richtung Altenhausen. Kurz vor Altenhausen biege ich auf einen Feldweg zwischen Pferdeweiden ab. Eine mächtige Eiche steht mitten auf der Wiese. So langsam kommt meine Freude über diese Bäume wieder. Die letzten Tage, hatte ich aufgrund meinen Erfahrungen im Drömling lieber einen großen Bogen um sie gemacht. Dabei sind es so tolle Bäume.
Aus Nordwesten wird es immer dunkler, der Wind dreht mächtig auf und treibt große Staubwolken von den Feldern vor sich her. Aber noch ist es trocken. Ich setze mich auf einen Stein und ziehe meine Schuhe aus. Mich stört die Blase am rechten Fuß. Seit mehreren Tagen trage ich nun schon diese dicke aufgeblähte Blase an mir herum, und sie will einfach nicht eintrocknen. Ich desinfiziere alles, hole eine Nadel hervor, desinfiziere diese ebenfalls und steche die Blase vorsichtig an. Nach und nach entleert sich das dicke Ding, und ich kann ein Blasenpflaster daraufkleben. Das ist deutlich angenehmer! So kann es weiter gehen.
Ich verlasse Altenhausen in Richtung Osten und marschiere auf Schotterpisten auf den Wald zu. Der Himmel hat sich mittlerweile im Westen bedrohlich verfärbt. Dunkle tief hängende Wolken ziehen rasend schnell auf mich zu. Was soll ich tun? Soll ich es wagen und in den Wald gehen, oder abwarten? Ich rufe die Seite von Kachelmann auf und sehe auf dem Radar eine Regenfront. Darin eingelagert kräftige Schauer. Ich überlege hin und her, entschließe mich aber dann, los zu ziehen.
Ein Arbeiter lädt wenige Meter weiter Holzstämme von einem Transportgerät ab. Etwas weiter hat er seinen VW-Bus stehen. Zur Not kann ich auch da Unterschlupf suchen. Aber der Wind hält sich noch in Grenzen. Also geht es weiter. Immer weiter in den tiefen Wald. An Lebensbäumen vorbei – was auch immer diese im Wald zu suchen haben – führt der Weg in einen Eichen-Buchen Wald. Es regnet zwar nicht, was auch nicht das Problem wäre, aber der Wind nimmt nun doch deutlich zu. Man hört die Böen im Wald rauschen. Ich arbeite mich Stück für Stück voran. Immer abwägend, wo ich zur Not Schutz suchen kann. Hilft ein Holzstapel im Sturmfall als schützendes Hindernis? bin ich am überlegen. Doch weitaus hilfreicher sind zahlreiche Lichtungen und junge niedrige Aufforstungen. Im Falle eines Falles flüchte ich da drauf. Lieber nass werden, als erschlagen.
Immer wieder hört man links und rechts von mir Äste brechen und herabstürzen. Dank meiner Methode, die Böen in sicheren Bereichen abzuwarten, bin ich bisher davor verschont geblieben. Aber wohl ist mir nicht. Mittlerweile hat ein leichter Regen eingesetzt, der im Wald aber nur als Gischt ankommt. Plötzlich liegt ein kräftiger Ast vor mir auf dem Weg. Na, wenn ich den abbekommen hätte, wäre das wohl ungünstig für mich ausgegangen. Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zum Waldrand.
Und nun setzt auch bei mir kräftiger Platzregen ein. Im Schutz eines noch jungen Laubmischwaldes, ziehe ich meine Regenklamotten an. Hier kann mir wenigstens nichts auf den Kopf fallen. Im strömenden Regen verlasse ich den Wald und stehe auch schon vor dem Campingplatz in Süplingen, den ich mir ausgesucht hatte für die Nacht. Nur an der falschen Seite. Also einmal herum um das Gelände.
Im strömenden Regen baue ich mein Zelt auf. Und komme zu der Erkenntnis, dass es nicht so sinnvoll ist, das Zelt ganz unten im Packsack zu verstauen. Gewicht hin oder her. Ich versuche, meine anderen Habseligkeiten, so gut es geht, unter wasserdichten Verpackungen zu schützen. Zum Glück besteht bei meinem Zelt die Möglichkeit, das Außenzelt zuerst aufzubauen. So bleibt das Innenzelt wenigstens trocken.
Der Mann von der Rezeption vom Campingplatz „Alte Schmiede“ ist so lieb und leiht mir für die Nacht ein Verlängerungskabel aus. So habe ich den Luxus im Zelt, später meine 3er-Steckdose anzuschließen. Den Nachmittag verbringe ich, mittlerweile wieder bei Sonnenschein, mit Aufladen der Elektronik, Berichte schreiben, duschen, Wäsche waschen. Und dem mittlerweile ausgewachsenen Sommersturm beim Toben zusehen. Ich bin sehr froh, bei den gewaltigen Böen nicht mehr im Wald unterwegs zu sein. Und ebenfalls froh, mich gegen Abwarten entschieden zu haben. Denn bei dem Sturm hätte ich den Wald nicht mehr betreten.
Hallöchen Markus,
hier ist Deine Otter- Christa. 🙂
Freue mich immer wieder über die Eindrücke und Fotos Deiner Stationen. Vielen Dank, dass du mir von Deiner Homepage erzählt hast. Du kannst Dir sicher sein, dass ich regelmäßig Gast auf Deiner Seite bin und kräftig herumstöbere!
Bis zur nächsten Curry Wurst im Otterzentrum,
Deine Christa
Liebe Christa,
es freut mich sehr zu hören dass dir der Blog so gefällt. Ich habe schon gehört welchen Aufwand du betreibst um an die neuen Beiträge zu kommen. Herzlichen Dank.
Ich freue mich schon sehr auf die nächste Currywurst. Leider lässt sich sowas noch nicht digital versenden.
LG Markus