Zurück in Thüringen und eine internationale Begegnung

Di., 17.07.2018
Wanfried – Altenburschla – Heldra – Treffurt – Schnellmannshausen – Hattengehau – Volteroda – Pferdsdorf – Spichra – Hörschel
Kilometer: 31,2 km

Als der Wecker um 5 Uhr klingelt, bin ich noch hundemüde. Was schellt das blöde Ding eigentlich immer so früh? Ich drücke immer wieder im 10 Minuten Takt den Ton aus, bis es mir zu dumm wird und ich ihn komplett abschalte. Es wird schon keiner etwas sagen, dass ich hier ein Zelt aufgebaut habe.

Um kurz nach 7 Uhr werde ich wieder wach. Noch immer nicht wirklich fit, aber zumindest aufnahmefähiger als zuvor, fange ich an, meine Sachen zu packen. Alles ist irgendwie ekelhaft klamm. Der Platz zur Flussnähe hat eben auch seine Schattenseiten. Das Zelt ist entsprechend nass vom Kondenswasser. Ich drehe daher wieder das Zelt im Uhrzeigersinn in die Sonne, bis dieses komplett durchgetrocknet ist.

Schöne Spiegelungen in der Morgensonne

Auf einer ehemaligen Bahntrasse, die nun zu einem Radweg umgebaut wurde, geht es Richtung Altenburschla. Laut Internet das schönste Dorf Norddeutschlands. Das muss ich mir natürlich mal ansehen. Viele kleine Fachwerkhäuser. Das kann sich wirklich sehen lassen.

Altenburschla

Hinter Altenburschla komme ich an einer Gärtnerei vorbei und unterhalte mich mit einem Gärtner, der gerade Rosen schneidet. Er erzählt mir, dass hier häufiger Leute zu Fuß mit Gepäck vorbeikommen. Zuletzt eine junge Frau, die ohne Geld unterwegs war und bei ihnen etwas mitgeholfen hat. Dafür hätte sie Abendbrot und einen Stellplatz für ihr Zelt bekommen.

Kurz vor Heldra kommt mir ein Reiseradler entgegen. Er schaut sich begeistert meinen Wanderwagen an und fragt, ob er ein Bild davon machen darf. Dem stimme ich zu und wir kommen ins Gespräch. Joop kommt aus den Niederlanden und fährt jedes Jahr für zwei Wochen mit dem Rad durch Europa. Dieses Jahr hat er sich die Strecke Prag-Niederlande ausgesucht. Eine Woche hat er von Prag bis hierher gebraucht. Seine Frau muss noch arbeiten, wandert aber gerne. In Nimwegen, erzählt er mir, gibt es ein Festival, bei dem die Teilnehmer vier Tage am Stück jeweils 50 km wandern.

Wir verabschieden uns, und ich mache mir gerade ein paar Notizen, da kommt Joop erneut angefahren. „Markus, ich habe vergessen, dir noch was zu geben!“ Joop kramt in seiner Lenkertasche und holt eine Bäckertüte hervor, reißt sie auf und drückt mir einen Berliner in die Hand. Ich bin völlig baff und bedanke mich. Was für eine liebe Geste! Nochmal vielen lieben Dank Joop! Ich gebe ihm noch meine Visitenkarte, und wir gehen bzw fahren weiter.

Joop auf seiner Radreise durch Deutschland
Der Berliner

Entlang der Werra geht es auf Asphaltwegen weiter nach Treffurt. Kurz vor Erreichen der Stadt, wechsele ich wieder die Landesgrenze. Ich habe Thüringen wieder erreicht.

Ich bin wieder in Thüringen
Auf meiner Reise sind auch immer wieder reißende Flüsse zu durchqueren
Altes Landwirtschaftliches Gefährt

In Treffurt parke ich meinen Wagen samt Rucksack in einer Fahrradgarage für E-Bikes. Die Steckdose nutze ich zum Laden meines Laptops. Leider hatte ich den ganzen anderen Elektronik-Kram weiter unten im Packsack verstaut, und diesen wollte ich hier nun nicht auspacken. Daher bleibt es auch nur beim Laptop. Auf jeden Fall ein toller Service der Stadt Treffurt. Ohne Gepäck erkunde ich den kleinen Ort. Hier gibt es auch wieder einiges Fachwerk. Im Ortskern logge ich mich in ein freies WLAN-Netz ein, und verbringe so etwas die Zeit.

Toller Service
Wird natürlich auch sofort genutzt
Was das darstellen soll, hat sich mir nicht erschlossen. Dachte erst an Partnerstädte, aber das wären ein paar zu viele
Treffurt

Nach einer Stunde mache ich mich wieder auf den Weg. Ich habe nach Studieren der Karte beschlossen, die Werra erst mal zu verlassen. Auf einem gut ausgebauten Radweg geht es leicht, aber stetig bergan in ein schönes Seitental. Zahlreiche Mirabellensträucher biegen sich hier unter der schweren Last. Leider sind die meisten noch nicht reif. An der höchsten Stelle des Tales liegt ein wunderschöner alter Hof, danach geht es erst einmal auf einer Art Hochebene weiter Richtung Süden. Nach meiner Karte endet hier der Radweg und ich muss knapp 2 Kilometer auf der Bundesstraße laufen. Doch offenbar ist die Karte in diesem Bereich noch nicht auf dem neuesten Stand, denn mittlerweile gibt es auch in diesem Streckenabschnitt einen schönen Radweg abseits der Straße durch die Hochebene.

Hoch geht es in ein schönes Tal
Alter Hof am Ende

In Volteroda verlasse ich aber dann wirklich das Tal und steige in zwar stärkeren, aber vertretbaren Steigungen auf die Anhöhen auf. Oben angekommen, habe ich einen wunderbaren Blick auf den Thüringer Wald und das Viadukt der A4 bei Hörschel. Dies wird auch heute mein Etappenziel sein. Denn ich muss bei dem Wetter dermaßen schwitzen, dass ich nur noch eines möchte: Eine Dusche. In Hörschel bietet der Kanuverein einen kleinen Zeltplatz an. Ich rufe daher dort an und erkundige mich nach den Öffnungszeiten. Gar kein Problem, meint der Mann am anderen Ende der Leitung. “Kommen Sie vorbei und rufen Sie mich an, ich bin dann in kürzester Zeit da.”

Mit dieser Information geht es nun den Berg hinab ins Tal. Der Schotterweg lässt sich zum Glück gut befahren. Von hier oben muss man ein tolles Motiv im Abendlicht haben. Ich markiere den Ort daher wie alle potenziellen Fotopunkte auf meiner Reise im GPS-Gerät. So kann ich ihn eines Tages schnell wieder finden.

Schöner Blick auf den Thüringer Wald

Im Tal angekommen, geht es über Wiesenwege wieder auf die Werra zu. Nach Passieren von Spichra liegt das hohe Viadukt der A4 direkt vor mir. Schon beeindruckend, wie hoch diese Autobahnbrücke ist! Und unvorstellbar, dass ein paar Betonstreben die ganze Fahrbahndecke halten!

Schon irre dieses Viadukt. Schön ist es aber nicht
Kleiner sumpfiger Teich

Mit Hörschel habe ich nun auch den Startpunkt des berühmten Rennsteigs erreicht. Viele Schilder weisen mir den Weg zum Start. Ich werde jedoch diesem Fernwanderweg erst mal nicht weiter folgen, sondern die nächsten Tage weiter Richtung Osten laufen. Vielleicht ein anderes Mal!

Am Kanuverein angekommen, dauert es tatsächlich keine 2 Minuten nach meinem Anruf, und der verantwortliche Herr vom Zeltplatz ist da. Auch er erzählt mir, dass zur Zeit vermehrt Leute bei ihm eintreffen, die extrem lange Touren machen. Zuletzt einer, der mit dem Fahrrad nach Finnland möchte. Er wünscht mir viel Erfolg für meine Tour, und ich freue mich bereits auf die Dusche. Zuerst baue ich jedoch noch das Zelt auf.

Nachdem ich geduscht habe, steht für mich erst mal jede Menge Haushalt an. Man glaubt es gar nicht, was 4 m² für Arbeit machen. Ich wasche die Wäsche und hänge sie zum Trocknen in die Sonne, ich fege das Zelt durch und koche nebenher. Danach geht es an den Abwasch und das Zusammenlegen der trockenen Wäsche. Dann an das Packen des Packsacks, soweit es möglich ist. Und dann geht auch schon die Sonne unter. Den aktuellen Bericht habe ich zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht geschrieben. Was für ein Stress!

Gegen 22 Uhr ruft Katharina an und wir tauschen aus, was wir so am Tage erlebt haben. Anschließend mache ich mich daran den Bericht anzufertigen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist es besser, diese immer noch am selben Tag zu schreiben. Man hat sonst schnell einen ganzen Berg abzuarbeiten.

2 Gedanken zu “Zurück in Thüringen und eine internationale Begegnung”

  • Lass das mit dem Wecker doch sein, wenn dich früh jemand wegschicken sollte ists ja sowieso egal, was soll dieser jenige schon noch machen? Ich glaube wir haben in den 17 Monaten max. 20x den Wecker gestellt. Haushalt machen gehört immer dazu, doch das Zelt ausfegen kannst schon öfter als alle paar Tage. 😉 Deine Schwester war da sehr ordentlich, jeden Morgen! Bericht schreiben und Bilder vorbereiten ist wirklich eine Arbeit, doch wie du sagt muss man dran bleiben, sonst wird das nichts mehr. Ich bin glaube ich 2010 den Rennsteig geradelt, war eben viel im Wald. Da gabs für mich immer eine Schutzhütte, Zelt hätte ich daheim lassen können.

    • Das Zelt wird bei mir auch jeden Morgen vor dem zusammenpacken gereinigt. Ich kann es nicht haben, am Abend in ein sandiges oder dreckiges Innenzelt zu steigen.
      Das mit dem Wecker sehe ich mittlerweile auch lockerer, wobei er meist immer noch sehr früh klingelt. Die Zeit am frühen Morgen ist einfach die schönste Zeit und bei der Hitze auch meist die Zeit wo man noch einigermaßen gut voran kommt ohne Schweißausbrüche

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert