Storchenparade, Brüche und eine sportliche Übernachtung

Di., 19.6.2018
Rühen- Danndorf – “Groß-Twülpstedt” – “Groß-Sisbeck” – “Klein-Sisbeck” – Rennau – Barmke

Kilometer: 30,1 km

In der Nacht hat es tatsächlich geregnet. Zwar nicht lange, aber immerhin. Und ein Blick auf das Radarbild verrät, es war der einzige Schauer deutschlandweit. Da die Entfernung zur Arbeit für Katharina mittlerweile deutlich länger ist, heißt es früher aufstehen als am Vortag. Während sie fährt, baue ich das Zelt ab und begebe mich an den Mittellandkanal, um dort zu frühstücken und das nasse Außenzelt auf einem Gitter eines Dükers zu trocknen. Es ist im Gegensatz zum Vortag deutlich trüber, und es macht auch nicht den Anschein, als wolle sich das in Kürze ändern. Mich stört das aber nicht, so ist es vielleicht auch weniger schweißtreibend.
Ich überquere den Mittellandkanal und beobachte an einem Entlastungskanal der Aller eine große Schwanenfamilie. Sieben Küken, alle Achtung.
Da mir der Weg entlang des Kanals wenig abwechslungsreich erscheint, versuche ich mein Glück auf einem parallel verlaufenden Wiesenweg. Mit fragwürdigem Erfolg. So macht der Weg nach 500 m einen Rechtsknick und endet am Damm des Kanals. Also geht es eben doch am Kanal entlang nach Westen auf Wolfsburg zu.

Leider nur von kurzer Dauer. Danach nur noch Damm

Nach etwa einem Kilometer, entdecke ich zu meiner linken Seite eine Aussichtsplattform und eine Informationstafel zum Niedersächsischen Drömling. Voller Erwartung luge ich durch die kleinen Sichtfenster und sehe… Nichts!
Ein kleiner Tümpel, am Horizont ein verlassenes Storchennest und sehr viel Schilf. Entweder bin ich zur falschen Jahreszeit unterwegs oder zu ungeduldig. Ich will mich gerade wieder auf den Weg machen, da kommt über dem Kanal aus Westen ein großer Schwarm Störche kreisend auf mich zu. Ja gibt es so etwas? Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass die Störche bei uns Einzelgänger sind. Aber hier werde ich eines Besseren belehrt.
Nach etwa vier Kilometern Dammwanderung kann ich diesen endlich nach links in den Wald verlassen. Zu meiner Beruhigung sind hier die Eichen auch noch unbeschadet. Immer wieder interessant, wie regional manche Dinge auftreten können.
Apropos Eichenprozessionsspinner: Am Abend zuvor, hatte ich plötzlich leichte rote Punkte auf meinen Armunterseiten entdeckt, die leicht juckten. Mittlerweile waren aus den gering roten Punkten knallig rote Punkte geworden und aus dem leichten Juckreiz ein starker. Die Wanderung durch den Drömling hatte also auch bei mir ihre Spuren hinterlassen.

Folgen von der Drömlingdurchquerung

Auf einem geraden Waldstück rennt mir plötzlich ein Baummarder über den Weg. Am helllichten Tag! Normalerweise sind Marder eigentlich nachtaktiv. Da wir bei meiner Arbeitstelle im Otterzentrum ebenfalls Baummarder halten, und dort – einmalig für Europa – mit offener Haltung nach oben, ist für mich dieses Erlebnis besonders faszinierend. Ich erreiche kurz darauf die Aller, da steht plötzlich hinter mir erneut ein Baummarder auf dem Weg. Ich bin völlig perplex! Ist das nun derselbe, der sein Revier abläuft, oder gibt es hier derart viele Baummarder, dass man sie selbst am Tage zu Gesicht bekommt? Entlang eines Seitenarmes der Aller geht es aus dem Wald heraus, und Wiesen machen sich links und rechts breit.

Allerüberquerung

Kurz vor der Überquerung der B188 bei Danndorf fährt plötzlich ein abrupter Ruck durch meinen Wagen. Nanu, was war das? Über einen Stein gefahren? Bevor ich auch noch weiter darüber nachdenken kann, spüre ich einen erneuten Schlag hinter meinem Rücken, und stehe plötzlich mit der Deichsel am Hintern, den Wagen am Boden liegend da. Durch den unwegsamen Untergrund und das leichte Wippen der Deichsel, hat es die beiden Hohlrohre der verbauten Trekkingstöcke an der Klemmung abgerissen.
Na, das kann ja heiter werden, wenn mir bereits an Tag drei der Wagen auseinander bricht, schießt es mir in den Kopf. Um kurz darauf zur Erkenntnis zu kommen, dass eine solche Konstruktion eigentlich nur zu diesem Ergebnis führen konnte bei dem Gewicht.
Mit meinem Taschenmesser ziehe ich vorsichtig die abgebrochenen Enden aus dem Klemmrohr. Ganze 10 cm fehlen nun an meiner Deichsel. Ich schiebe die Verbliebene wieder hinein und setze meine Reise fort. Am besten ist es wohl, wenn ich die Hohlrohre mit einer Eisenstange fülle, um somit ein erneutes Brechen zu verhindern. Ich gebe Katharina Bescheid, da sich bei mir im Umkreis kein Baumarkt befindet. Vielleicht kann sie zwei Stangen mit dem passenden Durchmesser auftreiben.
Nach Danndorf und einem längeren Waldstück, erreiche ich kurz vor Groß-Twülpstedt einen kleinen Fischteich und verbringe dort meine Mittagspause. Mein Wasservorrat wird langsam wieder knapp und ich plane im nächsten Ort Wasser nachzutanken, was wenig später auf dem Friedhof von Groß-Twülpstedt auch geschieht.

So kann man auch sein Haus einkleiden

War die Landschaft bis kurz vor Danndorf eher flacher Natur, so hat sich nun allmählich ein Wechsel eingeschlichen. Es geht spürbar hoch und runter. An Wiesen, Heckenlandschaften und Wäldern vorbei, laufe ich auf Rennau zu. Die Landschaft hier hat was Eigenes, sie ist noch nicht so flurbereinigt und wirkt durch die Wiesen urprünglicher.

Zecken hatte ich bereits mehrere. Jeden Tag eine

Kurz vor Rennau, meine Füße beginnen langsam, aber sicher wieder zu schmerzen, laufe ich plötzlich an einem voll behangenen Kirschbaum vorbei. Nicht in einem Garten. Nein, nein, mitten in der Natur an einer Landstraße! Die nächsten Minuten heißt es daher, Kirschen essen. Und was für welche! Prall, zuckersüß und nicht eine einzige dabei mit Wurmbefall!
Während ich auf dem Weg nach Barmke bin, kommt mir der Gedanke, dass ich bei einer Radtour an eben diesem Baum sicherlich vorbeigefahren wäre. Schöne Abfahrt, Spaß am Rollen, da nimmt man einen einzelnen Baum nicht wahr. Das bestätigt mich wieder darin, dass die langsamste Art zu reisen, immer noch die beste ist.

Leckere Kirschen
Schöne offene Landschaft bei Rennau

Ein alter Mann mit seinem Elektrorad findet das auch. Er grüßt, fährt an mir vorbei, dreht um und fragt mich nach meinen Plänen. Er findet es toll, dass es so etwas noch gibt. Vermutlich meint er das Reisen zu Fuß. Wir verabschieden uns, und ich mache mich auf den Weg zu einem besonderen Übernachtungsplatz.
Katharina hat ihre Kontakte spielen lassen und mir den Kontakt zu Jens Schulze aus Barmke hergestellt. Er war dort im Fußballverein Trainer und Schiedsrichter und hat auch mal Katharina trainiert. Und er ermöglicht mir nicht nur einen tollen Zeltplatz neben einem Fußballplatz, nein, ich darf sogar im Vereinshaus duschen und mich endlich wieder frisch machen. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Jens und den TSV Barmke für diese Möglichkeit!

TSV Barmke. Herzlichen Dank!

Ich rufe Jens kurz vor meiner Ankunft an, und wenig später treffen wir auch schon aufeinander. Wir unterhalten uns kurz, er zeigt mir einen Platz für mein Zelt und die Dusche und fährt dann wieder. Möchte aber später wieder kommen. Katharina, hat mittlerweile angekündigt, ebenfalls die weite Strecke anzureisen und mir zwei Gewindestangen in der passenden Größe für den Wagen mitzubringen. So nach und nach entwickelt sie sich zu einer super Managerin meiner Reise. Ich weiß das sehr zu schätzen und bin sehr dankbar, dass sie mich bei meiner Reise so unterstützt. Sie könnte ja auch sagen, es ist deine Reise und macht es sich nach Feierabend auf dem Sofa bequem. Stattdessen setzt sie sich ins Auto und kommt zu mir.
Mittlerweile ist Jens wieder eingetroffen, und wir unterhalten uns über alles Mögliche. Er möchte meine Seite gerne verfolgen und fragt Katharina – die mittlerweile eingetroffen ist -, ob es für uns okay wäre, gemeinsam vor dem Vereinslogo fotografiert zu werden. Und ob er dieses Foto für die Vereinsseite bei Facebook verwenden dürfe. Wir bejahen dies.
Nachdem Jens gegangen ist, machen wir uns auf einer Bank noch etwas zu Essen warm und genießen einen tollen Sonnenuntergang. Für Katharina wird es am nächsten Tag nochmals deutlich früher los gehen, da etwas mehr als eine Stunde Fahrtzeit für sie ansteht. Uns ist bewusst, das wird der letzte gemeinsame Tag unter der Woche für die nächste Zeit sein. Die Entfernungen werden einfach zu groß.

Sonnenuntergang über dem Fußballplatz

2 Gedanken zu “Storchenparade, Brüche und eine sportliche Übernachtung”

  • Servus Bruderherz ? mit Spannung verfolge ich deinen Blog. Es freut mich sehr dass du dir so viel Mühe machst und jedes Mal so viel Text dabei hast! Toll weiter so!!! ?ich warte sehnsüchtig auf den nächsten Beitrag? liebe Grüße aus dem nass kalten Chiemgau!!

  • Guten Morgen
    Auch wir die Schultzens aus Allersehl verfolgen mit großem Interesse deine Beiträge,vor allem die Bilder..
    Lieben Gruß christa

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