Von Häusern der anderen Art und jeder Menge Wurzeln
Fr., 29.6.2018
Thale – Warnstedt – Timmenrode –Blankenburg
Kilometer: 12,2 km
Um 7 Uhr werde ich von der Sonne geweckt. Es ist bereits jetzt warm. Jedenfalls zu warm, um noch im Zelt liegen zu bleiben. Ich beginne auch sofort mit dem Abbau und esse dann etwas zum Frühstück. Mit meinem gepackten Wagen mache ich mir auf zur Rezeption und kaufe für einen Euro einen WLAN-Code. Im Schatten der Pergola beginne ich mit dem Aktualisieren des Blogs, komprimiere Bilder und baue endlich die zurückgelegte Wegstrecke in den Blog ein. Unter der Pergola wird es mit der Zeit immer heißer, ich flüchte um die Ecke und setze mich dort auf den Boden. Endlich wieder Schatten! Das kann ja heiter werden, wenn es bereits jetzt so heiß ist! Zum Glück geht es heute nur bis Blankenburg. Das sind keine 15 km. Nach den fast 38 km am Vortag ist mir das auch nur recht.
Um 12 Uhr, all meine Technik ist wieder geladen, mache ich mich auf den Weg. Die ersten Meter geht es Kopfsteinpflaster zurück. Dann biege ich jedoch auf einen extrem steilen Fußgängerweg ab, der mich auf die Erhebung nördlich von Thale bringt. Oben angekommen, habe ich nun einen prima Blick auf die Teufelsmauer bei Thale. Auch wenn es eigentlich nicht meine Richtung ist, beschließe ich, dem Wanderweg auf der Teufelsmauer Richtung Osten zu folgen. Also zurück Richtung Weddersleben. Gleich zu Beginn des schmalen Pfades finde ich auf dem Boden eine tolle Feder, vermutlich von einem Fasan. Die wird natürlich gleich eingesteckt. Auf schmalem Pfad geht es in voller Sonne zwischen Nelken und sehr vielen Schmetterlingen, unter anderem einem Schwalbenschwanz, Richtung Felsen. Dort angekommen, beschließe ich auch aufgrund der Hitze, dass es reicht und mache mich wieder auf den Weg Richtung Westen.
Ab Warnstedt beginnt ein asphaltierter Feldweg in schlechten Zustand, der auch später in Schotter übergeht.
Am Ortseingang von Timmenrode erblicke ich plötzlich auf Bahngleisen eine offensichtlich andere Art von Wohnung. Da hat sich jemand zwei hübsche Eisenbahnwaggons hingestellt und scheint nun mitten im Innenausbau zu stecken. Ich mag ja solche Wohnstile, die sich von anderen hervorheben.
Am Sportplatz von Timmenrode verlasse ich wieder den Ort, und es geht über kleine Schotterwege den Berg hinauf zum Hamburger Wappen. Die Sandsteinformation ist wohl die markanteste entlang der Teufelsmauer. In einer Höhle wurde eine Sitzbank hingestellt. Vor einiger Zeit war ich hier schon einmal. Damals stand sie noch nicht hier. Und dann ist da auch wieder eine Stempelstelle. Jetzt kann ich endlich mein Stempelheft entjungfern. Doch wie schon am Vortag gucke ich wortwörtlich in eine leere Röhre. Kein Stempel vorhanden. Was soll denn der Mist! Ich hoffe, das geht so nicht weiter.
Über Luftlinie hatte ich es nicht mehr weit zu meinem Ziel, aber der Weg hat es in sich! Der Kammweg ist für meinen Wagen ohnehin tabu, da es hier extrem schmale Wege, zum Teil ausgesetzt und mit Geländer gesichert, voran geht. Bleibt also nur noch der „einfachere“ Ostweg. Eigentlich kannte ich den ja auch, aber mit Wagen bemerkte ich schnell, man nimmt seine Umgebung anders wahr. Über Wurzeln und Steine ziehe ich den Wagen hinweg. Zum Teil steil an- und absteigend. Stellenweise ist der Weg so schmal, dass ich kaum durchkomme. Die ersten Kilometer geht es noch mit einfach hinter sich her ziehen, aber recht schnell muss ich dann feststellen, hier geht es nur noch mit Handarbeit weiter. Ich schnalle daher meinen Wagen ab und ziehe ihn mit beiden Händen über allerlei Wurzeln, Steine, ja ganze Felsen. Abwärts das gleiche Spiel, nur da fährt der Wagen voran. Ob das der Wagen überlebt? Eigentlich sind das gerade die Passagen, für die die Schultergurte am Wagen gedacht sind. Aber allein der Gedanke, bei der Hitze dieses Ungetüm auf dem Rücken zu haben, lässt mich schwitzen. Nein, ich versuche es weiter auf die andere Methode. Das geht zwar nur mühsam voran und sieht auch entsprechend quälend aus, aber ich habe ja Zeit.
Plötzlich reißt es mir den Wagen herum. Da hatte ich einen Felsbrocken übersehen. Die Teleskopstangen hat es mal wieder verdreht. Ich löse die Klemmung und hoffe, dass die Aluminiumstange darunter ganze Arbeit leistet. Scheint noch alles stabil zu sein, also weiter. Schließlich komme ich wieder in ruhigere Gefilde und kann den Wagen hinter mir an der Hüfte ziehen. Mit großer Spannung erreiche ich den nächsten Stempelkasten. Wird erneut der Stempel fehlen? Nein! Dieses Mal liegt einer im Kasten. Und so komme ich zu meinem ersten offiziellen Stempel im Sammelheft.
Über Serpentinen und zum Glück gut befahrbar, erreiche ich an einer Straße wieder festen Boden unter den Rädern. Hier in der Nähe muss das Naturfreundehaus sein, bei dem ich einen Übernachtungsplatz auf dem Gelände ausgehandelt habe. Dort angekommen, ist jedoch alles zu. Ich rufe die Nummer an, die auf einem Schild steht, und erreiche auch sofort Herr Lanzke, mit dem ich vorab per E-Mail diesen Übernachtungsplatz geklärt hatte. Ich soll mich einfach auf die Wiese Richtung Westen stellen, morgen kommt dann auch jemand, und ich könne duschen und frühstücken, falls das gewünscht ist.
Und so baue ich unter Eichen – ohne Eichenprozessionsspinner – mein Zelt auf. Ich bin noch keine 5 Minuten da, da kommt ein Mann auf dem Gelände auf mich zu. Wer ich denn bin, möchte er wissen. Ich schildere die Situation, und dass ich eben noch mit Herrn Lanzke telefoniert habe. Er ist beruhigt und zeigt mir noch, wo ich Strom beziehen kann. Und so sitze ich den Abend auf einem überdachten Picknickplatz mit Strom und Licht unter Eichen und schreibe unter anderem diesen Bericht. In Kürze müsste dann auch Katharina eintreffen, die mich über das Wochenende wieder besuchen kommt.
Als Katharina eintrifft, ist die Freude groß. Mittlerweile sind wir voll in der Wochendbeziehung angekommen.
Katharina bringt einen vollen Wäschekorb mit, dazu mehrere Taschen und einen Korb. Sie lacht und meint, an alles habe ich gedacht, nur nicht an meine Sachen. Zur Not kann sie ja von mir etwas haben. Zusammen tragen wir alles zum Zelt. Mit dabei hat sie auch Visitenkarten für mich, dir sie mir angefertigt hat. Die sehen richtig toll aus. Hinten auf der Rückseite mein Plakat der Reise und vorne ein Baum und die Adresse meiner Seite. Die werde ich bestimmt los, sage ich zu ihr. Allein die letzten Tage wäre ich schon einige los geworden. Ich freue mich sehr darüber.
Nachdem wir uns noch Kartoffeln mit Erbsen und Möhren warm gemacht haben, gehen wir ins Bett. Zwei schöne gemeinsame Tage liegen vor uns.
Guten Morgen Markus, der Weg an der Teufelsmauer sieht wirklich sehr schön aus! Aber der Umgang mit deinem Wagen scheint ziemlich anstrengend. Habe mich auch schon oft gefragt wie er sich in Sand ziehen lässt? Eine einspurige Karre wäre da hilfreicher. Aber wahrscheinlich nicht mehr stabil genug?
Aber du scheinst definitiv mehr Aufsehen zu erregen als die Radfahrer☺die Visitenkarten sind sehr schön geworden!!! Liebe Grüße und weiterhin tolle Begegnungen und Eindrücke!
Liebe Barbara, vielen Dank für deinen Kommentar. Der Umgang mit dem Wagen wird halt in unwegsamen Gelände und bei steilen Steigungen schwierig. Aber ich sage mir dann immer, mit Rad hätte ich an den Stellen dann auch zu kämpfen mit Gepäck, bzw würde erst gar nicht mit dem Rad dorthin kommen.
LG Markus