Kreuz und Quer durch den Spreewald

Mo., 13.08.2018
„Ludwig-Leichardt-Hütte“ – Mochow – Laasow – „Neu Zauche“ – Wußwerk – Lübbenau
Kilometer: 34,8 km

Nachdem ich meine sieben Sachen gepackt habe, geht es auf sandigen Wegen Richtung Mochow. Stellenweise fühle ich mich wie Zuhause, da ein Otterpfad ausgeschildert wird. Irgendjemand hat mitgedacht und neben der Sandpiste einen kleinen Kiespfad angelegt. Auf diesem komme ich prima voran.

Zum Glück kann ich der Sandpiste auf dem Pfad nebenan ausweichen

Übrigens, wer sich einmal wieder über unsere Straßenzustände aufregt, der sollte noch einmal tief durchatmen und sich dann in Ruhe das folgende Bild anschauen. Jaaaa, das sind hier öffentliche Straßen! Mir ist auf der Piste auch das ein oder andere Auto entgegen gekommen. Auch eine Kanalisation findet man hier in den kleinen Dörfern oft vergebens. Hier kommt dann noch der Wagen, der die Grube auspumpt.

Jaaa, das ist eine Straße und mir kamen da auch Autos entgegen!

Auf einem kleinen Sträßchen geht es weiter Richtung Westen. Doch recht bald verlasse ich die Straße und es geht auf einem sandigen Waldweg weiter. Es ist mittlerweile wieder ziemlich heiß geworden. War das so vorgesehen? Ich habe keine Ahnung. Ich habe den Wetterbericht schon länger nicht mehr abgerufen. Ich komme auf jeden Fall nach den angenehm kühlen Tagen wieder ganz schön ins Schwitzen. Auf einem sandigen Feldweg – was sonst – geht es weiter Richtung Neu Zauche. Es wachsen mal wieder am Wegrand sehr viele Pflaumen. War Sachsen-Anhalt mein Kirschenland, so hat sich Brandenburg in den letzten Tagen zu meinem Pflaumenland entwickelt. An jeder Ecke stehen auch fernab von Ortschaften Sträucher.

Mal wieder Kiefernwald, und es wird heute wieder heiß!
Die Tiere flüchten bereits wieder in den Schatten

Ich habe mittlerweile das sorbische Land erreicht.

Was viele nicht wissen: Es gibt in Deutschland eine Region, die eine zweite Amtssprache anerkannt hat: Sorbisch. Und dementsprechend sind hier die meisten Verkehrsschilder zweisprachig ausgewiesen. Auch an vielen anderen Stellen trifft man auf eine zweisprachige Ausführung. Im Laufe meiner Reise werde ich höchstwahrscheinlich sogar noch in Regionen kommen, in der über 50% der Bevölkerung Sorbisch sprechen.

Zweisprachige Ortsschilder sind hier normal. Deutsch und Sorbisch
Das gleiche gilt für die Straßennamen

Hinter Neu Zauche laufe ich durch eine Apfelallee. Hier finde ich den besten Apfel, den ich je zuvor gegessen habe. Knackig, saftig, eine leichte Säure und dennoch zuckersüß! Dazu in einer Farbe wie im Bilderbuch. Ich bin begeistert und genieße jeden Bissen!

Dieser Apfel hat mich umgehauen vom Geschmack!
Kirche von Neu Zauche

Mit Erreichen von Wußwerk hat sich die Landschaft komplett verändert. Ich habe den Spreewald erreicht. Große saftige Wiesen, dem hohen Grundwasserspiegel sei Dank, erstrecken sich bis zum Horizont. Für mich ein ungewohnter Anblick, der seit Monaten nur verdorrte Wiesen zu sehen bekommen hat. Immer wieder große Kuhherden mit Jungtieren. Leider versperrt mir eine Baustelle den Weiterweg, sodass ich dazu gezwungen werde, einen anderen Weg einzuschlagen. Es bedeutet für mich einen kleineren Umweg. Die großen Wiesen werden immer wieder von Baumreihen und Gräben unterbrochen. Schließlich erreiche ich die ersten Erlenwälder. Sehr viele Libellen sind hier unterwegs und Nutria.

Der hat auch schon ein gewisses Alter erreicht, würde ich sagen.
Saftig grüne Wiesen

Zick-zack geht es durch die Landschaft. Immer wieder muss ich Wassergräben überqueren. Meine Befürchtung, hier von Stechmücken attackiert zu werden, tritt nicht ein. Dafür gibt es aber sehr viele Bremsen, die mir das Leben schwer machen. Immer wieder muss ich um mich schlagen.

Der Spreewald ist erreicht. Tolle Landschaft!
Wasser und Erlen bilden hier eine Einheit
Und natürlich sehr viele Kanäle

Auf Betonplatten geht es nun in den Wald, bis ich schließlich am Gasthaus Wotschofska einen schönen Weg entlang eines der Kanäle erreiche. Ein Radler kommt mir entgegen und möchte wissen, ob ich nur zu Fuß unterwegs bin. Ich erzähle ihm, was ich mache und gebe ihm eine meiner Visitenkarten. Er ist fasziniert und wünscht mir eine gute Weiterreise.
Eine Familie mit zwei Kanus liefert sich mit mir auf den folgenden Kilometern ein Kopf-an-Kopfrennen. Doch immer, wenn ich die Familie fast erreicht habe, bremsen mich Brücken mit Treppen wie in Venedig aus. Das bedeutet für mich jedes Mal, den Wagen abschnallen, Treppen hoch ziehen und auf der anderen Seite wieder herunter zu lassen. Dafür hat die Familie plötzlich ebenfalls ein Hindernis zu überwinden, was mir die Chance gibt wieder aufzuholen. Ich habe es fast geschafft, da habe ich die nächste Treppe vor mir. Letztendlich muss ich mich knapp der Familie geschlagen geben. Sie haben mit ihren Kanus doch ein ganz schönes Tempo drauf!

Mit den beiden liefere ich mir ein Kopf-an-Kopfrennen
Doch Brücken wie diese bremsen mich immer wieder aus
Aber auch die beiden haben Hindernisse zu überwinden. Aber sind dennoch schneller!

Ich habe Lübbenau gerade erreicht, da setzt ein richtiger Staubsturm ein. Dunkle Wolken am Horizont hatten zwar einen Wetterwechsel bereits angekündigt, aber einen solchen Sturm habe ich nicht erwartet. Ich muss mich richtig gegen den Wind legen, um vorwärts zu kommen. Jede Menge Sand bläst es mir entgegen. Immer wieder muss ich meine Augen zum Schutz schließen. Den vielen Touristen im Ort geht es nicht besser. Noch schlimmer hat es jedoch die Radfahrer erwischt, die auf ihrem Weg Richtung Westen kaum noch vorankommen. Auch wenn der Himmel sehr nach Regen aussieht, und es stellenweise auch nach Regen riecht, es fällt kein Tropfen. Es bläst nur ein irrer Wind.

Altstadt von Lübbenau

In einem Supermarkt hole ich mir etwas zu essen und finde westlich von Lübbenau an einer alten Lindenallee zwischen den Bäumen einen Platz für mein Zelt. Zwar fahren alle paar Minuten Radfahrer vorbei, und auch einige Hundebesitzer sind noch unterwegs, aber ich möchte noch im Trockenen mein Zelt aufgebaut wissen. Es stört sich aber auch keiner daran, dass ich hier in unmittelbarer Nähe zur Stadt mein Zelt aufschlage. Ich telefoniere mit Katharina und warte auf den Regen. Katharina teilt mir übrigens mit, dass ich mich heute im heißesten Gebiet Deutschlands befunden habe. Über 33 Grad waren es heute hier. Das habe ich gemerkt. Vielleicht kann ich heute ja sogar mal im Regen duschen gehen. Das wäre einmal etwas Neues! Doch es fallen genau drei Tropfen Regen. Die Regenfront ist auf ihrem Weg Richtung Osten regelrecht vertrocknet. Mir bleibt daher nichts anderes übrig, als mal wieder meine Wasserflasche zur Dusche umzufunktionieren.

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