Umgebindehäuser, Mühlen und ein Tunnel

Do., 23.8.2018
Zittau – Pethau – Hörnitz – Mittelherwigsdorf – Niederoderwitz – Oberoderwitz – Eibau – Neugersdorf – Ebersbach/Sachsen – Friedersdorf – Neufriedersdorf – Neuspremberg
Kilometer: 32,5 km

Ich starte den Tag mit Berichte schreiben. Irgendwie hat sich da wieder mal etwas angesammelt. Um kurz nach 8 Uhr machen René und ich es uns in der Küche bequem und frühstücken. René gibt mir für die Weiterreise Schokoladenpulver zum Einrühren in heißes Wasser mit kleinen Marshmallows mit. Die Fernwanderer in Amerika schwören darauf, erzählt er mir. Außerdem kann ich noch zwei Packungen Trekkingnahrung mitnehmen. Dann heißt es, meinen Wagen wieder mehrere Stockwerke hinunter zu tragen. Doch mit Renés Hilfe ist das kein Problem. Zusammen laufen wir ein Stück auf Renés Arbeitsweg, dann nehmen wir Abschied von einander. René macht noch ein Bild von meinem Wanderwagen und mir, dann trennen sich unsere Wege. Ich habe zwei erlebnisreiche Tage bei Jeanette und René erlebt! Vielen herzlichen Dank dafür! Ich habe mich sehr wohl bei Euch gefühlt und werde berichten, wie mir das Schokoladengetränk und die Trekking-Nahrung geschmeckt haben.

René, mein Gastgeber der letzten Tage

Entlang der Mandau wandere ich am Garten von Jeanette und René vorbei. Interessanterweise wird hier gerade Heu von einem Landwirt aufgeladen, ein Heu, das vor zwei Tagen noch voller Müll war. René und ich hatten uns noch gewundert, woher dieser Müll kommt. Ich habe keine Ahnung, wie der Landwirt diesen Müll daraus entfernt hat. Auf jeden Fall liegt das Heu nun in Bahnen vor mir, ohne Müll!

Die Mandau oberhalb von Zittau

Weiter laufe ich in Richtung Westen auf dem Radweg. Nachdem ich Hörnitz erreicht habe, geht es entlang einer kleinen Straße in Richtung Norden. Als eine Frau mit dem Rad an mir vorbei fährt, ruft sie mir zu, ob ich auf großer Wanderung wäre. Ich bestätige diese Vermutung, sie dreht daraufhin um, und wir kommen ins Gespräch. Sie erzählt mir, ihr Mann sei Zimmermann, und ich müsste mir unbedingt die Häuser in den nächsten Orten einmal genauer anschauen. Die sogenannten Umgebindehäuser mit Blockstuben seien eine regionale Bautechnik und sehr sehenswert. Wenn ich in Oderwitz vorbei kommen würde, könnte ich gerne auch bei Ihnen vorbei schauen. Sie würden auch in einem solchen Haus wohnen. Nachdem sie mir ihre Adresse genannt hat, verabschieden wir uns und machen uns wieder auf den Weg. Entlang eines Hanges gehe ich in Mittelherwigsdorf in Richtung Norden. Immer wieder begegnen mir hier Schulklassen mit ihren Lehrern. Das sind scheinbar die nach einem Schulanfang typischen Wanderausflüge.
Zahlreiche Apfelbäume wachsen hier am Hang, und die reifen Äpfel kullern den Hang hinab über den Weg. Entsprechend liegt links und rechts des Weges sehr viel Fallobst. Als ich gerade nach einem leckeren Apfel spähe, hält plötzlich erneut ein Radfahrer neben mir an. Woher ich komme, möchte er wissen. Und ob ich allein unterwegs bin. Ich beantworte ihm seine Fragen. Er erzählt mir daraufhin, dass er aus der Nähe von Wiesbaden kommt und schon sehr viel in der Welt herum kam, aber immer allein. Ob ich so allein schon in die Phase des Nachdenkens gekommen sei, will er wissen. Ich antworte ihm daraufhin, dass man sich unterwegs schon so einige Gedanken macht und auch einiges zu hinterfragen beginnt, was unsere Gesellschaft vorlebt. Zum Beispiel, was unsere Einstellung zur Arbeitswelt betrifft, die Tendenz, sich ausschließlich über diese zu identifizieren und sich selbst zu verlieren, finde ich sehr auffällig. Er beginnt zu strahlen. „Sehr gut!“, meint er. „Ich sehe du machst alles richtig und bist auf dem richtigen Weg.“ Mit diesen Worten setzt er sich wieder auf sein Rad und fährt davon.
Kurz vor Niederoderwitz kommt mir ein Traktor mit einem Anhänger voller Erde entgegen. Ich weiche aus, da ich davon ausgehe, dass er an mir vorbei fahren möchte. Doch er biegt vor mir auf ein frisch gegrubbertes Feld ab und fährt auf diesem parallel des Weges bis zur Straße, um dort die Erde abzukippen. Aufgrund der langen Trockenheit kommt es zur entsprechenden Staubentwicklung unter seinen Rädern. In der Regel haben die Landwirte bisher immer langsam gemacht, wenn sie Wanderer oder Radfahrer gesehen haben, um diese so vor zu massiver Staubentwicklung zu schützen. Nicht jedoch der junge Kerl auf diesem Traktor, der mit Vollgas an mir vorbei heizt und eine entsprechende Staubfahne hinter sich her zieht, die mir direkt ins Gesicht bläst. Was für ein Idiot! Ich bin sauer! Muss so etwas sein? Mittlerweile hat er hinter mir wieder den Feldweg erreicht und kommt hinter mir her. Ich biege jedoch auf einen Gehweg entlang der Straße ab.
Mit Niederoderwitz habe ich bereits einen Stadtteil von Oderwitz erreicht, dem Ort, wo die Frau mit dem Rad wohnt. Ich schaue auf der Karte nach, wo sich ihr Wohnort befindet, und stelle dabei fest, dass er in einem anderen Stadtteil liegt. Auf kleinen Straßen geht es durch den Ort, der sich auf zig Kilometern entlang des Baches „Landwasser“ hinzieht. Und hier fallen mir tatsächlich sofort die beschriebenen Häuser auf. Meistens ist nur eine Hälfte des Hauses in dem für die Region typischen Baustil aufgebaut. Die andere Hälfte ist meistens gemauert. Ohne die Information wäre mir der Baustil höchstwahrscheinlich auch aufgefallen, aber nun kann ich ihn zuordnen.

Umgebindehäuser wie dieses findet man hier häufig

Immer weiter geht es in Richtung Norden entlang des Baches. Es ist mittlerweile wieder heiß geworden. An einem Spielplatz mache ich im Schatten kurz Rast. Dann gehe ich weiter. Wenig später stehe ich in der Straße, die mir die Frau genannt hatte. Doch die Hausnummer finde ich nicht. Laut Karte müsste es das Haus da oben sein. Doch wie komme ich dort hin? Ich laufe einmal um den Block und finde von oben einen weiteren Zugang. Tatsächlich ich bin richtig. Und was für ein tolles altes Haus! Im Gegensatz zu den anderen Häusern in diesem Baustil, ist dieses noch einmal deutlich älter. Das Dach besteht aus Schieferplatten.

Uraltes Umgebindehaus mit Schieferplatten auf dem Dach

Ich suche eine Klingel, finde jedoch nur eine Glocke, die ich läute. Es passiert nichts. Ich klopfe daraufhin an die Haustür. Es passiert wieder nichts. Vielleicht ist die Frau noch unterwegs. Ich will gerade gehen, da höre ich von innen Stimmen. Die Tür geht auf, und die Frau vom Vormittag steht vor mir. Sie freut sich sehr, dass ich tatsächlich vorbei gekommen bin. Ich stelle mich vor und erfahre, dass sie Bärbel heißt, ihr Mann, der hinter ihr erscheint, heißt Georg. Die beiden führen mich durch ihr Haus, und ich bin völlig fasziniert von dem Charme des Hauses! Bis ins kleinste Detail haben die beiden das Haus dem Alter entsprechend eingerichtet. Im Flur zeigt mir Bärbel die „Klingel“, eine Art Hamsterrad, in dem sich kleine Holzkugeln bewegen. „Normalerweise führt eine Schnur hinaus vor die Tür, und wenn man an der Schnur zieht, beginnen die Kugeln durch einen Mechanismus in dem sich dann drehenden Rad zu klappern“, erklärt mir Bärbel. Früher hing diese Vorrichtung in der Webstube, und das Klappern übertönte den Lärm. Doch heute sei die Schnur gerissen, und sie sei noch nicht dazu gekommen, diese zu reparieren.

Die “Klingel” bei Bärbel und Georg

In den Zimmern zeigt sie mir die intelligenten Sicherheitsvorkehrungen, die die Leute damals schon vor Einbrechern hatten. Große Holzbretter wurden links und rechts als Läden von innen in einer Schiene vor die Fenster geschoben. Wer versuchte, von außen diese zurück zu schieben, scheiterte, da im geschlossenen Zustand eine federnde Metallplatte vor die Holzkante der Läden sprang und so ein Zurückschieben verhinderte.
Im Badezimmer zeigt mir Bärbel ein kleines vergittertes Fenster. „Hier befand sich früher die Speisekammer“, erzählt sie mir. Der Rauminhalt war natürlich das wichtigste, was man damals besaß. Entsprechend wurde er gesichert. Von innen konnte man zusätzlich zu dem Eisengitter noch einen stabilen Holzpfahl, der in die Wand eingelassen ist, vor das Fenster schieben. Mit einem entsprechenden Feuerhaken konnte man im Brandfall das Eisengitter aus der Wand reissen und sich ins Freie retten. Auch diesen zeigt sie mir.
Ob ich denn schon das Barometer der armen Leute kennen würde, möchte sie von mir wissen. Ich verneine, worauf sie mir eine Holzscheibe mit einer Nadel in der Mitte vorlegt. Zumindest denke ich im ersten Moment, es ist eine Nadel. In Wahrheit ist es jedoch der Samen einer Geranie. Dieser schlägt je nach Wetterlage in ein entsprechendes Feld aus.

Wetterstation oder Barometer der armen Leute
Blick in die Küche
Bärbel und Georg

Ich bin fasziniert! Ich entdecke hier Dinge, von denen ich zuvor noch nie etwas gesehen noch gehört habe. Was mich aber am meisten beeindruckt, ist die Herzlichkeit der beiden. Ich werde hier empfangen und herumgeführt, als würde man sich schon ewig kennen. Mit einer Selbstverständlichkeit werden mir ihre privaten Wohnräume gezeigt. Vielen, vielen Dank für das Vertrauen und für den Einblick in ein solch altes Haus!
Von Georg erfahre ich auch noch einiges zu den Umgebindehäusern. Die Blockstube ist als eigenständige Einheit zu sehen. Früher wurde hier meist gewebt, und es war auch der einzige Raum, der beheizt wurde. Entsprechend hielt man sich auch hier vorrangig auf. Im Prinzip kann man die Blockstube abbauen, ohne dass dies Auswirkungen auf die Statik des Hauses hat. Durch die umlaufenden Holzstützen und Trägerbalken bleibt dann das Dach und Obergeschoss sicher stehen. In der anderen Haushälfte wurden oft Tiere gehalten.

Hier auch nochmal eine Erklärung aus dem Nationalparkzentrum Bad Schandau

Zum Abschied erhalte ich von Bärbel noch ein Gläschen Salz mit Kräutern aus dem eigenen Garten. Nochmal vielen lieben Dank! Außerdem empfehlen sie mir, ich solle unbedingt weiter nördlich im Ort an der alten Wassermühle anhalten und lieb grüßen. Das seien Freunde von ihnen, und die Mühle sei auch noch im Betrieb. Sicherlich sei auch eine Führung für mich möglich. Ich bedanke mich für den Tipp und ziehe weiter.

Ein Geschenk von Bärbel und Georg für die Weiterreise. Herzlichen Dank!

Wenige Straßen weiter stehe ich plötzlich vor einem Schild “Mühlenhof”. Ob das die Wassermühle ist? Ich betrete den Hof und laufe auf eine Frau zu, die aus dem Haus kommt. Ich frage sie, ob ich hier richtig bin. Nein, da wäre ich falsch, da müsste ich auf die Straße zurück. Den Hang hoch, da würde die alte Mühle stehen. Hmm, irgendwie meinen wir wohl zwei verschiedene Mühlen! Ich frage sie daher nach der Wassermühle. Die Frau lacht und meint, es sei gut, dass ich da noch einmal nachgehakt hätte. Die Wassermühle sei noch ein ganzes Stückchen in Richtung Norden in der Nähe einer alten Brennerei. Ich bedanke mich für die Information und möchte gerade wieder losgehen, da fragt sie mich, ob ich ausreichend versorgt sei: Wasser, etwas zu essen. Ich überlege kurz und meine dann, frisches kaltes Wasser wäre nicht schlecht. Mein Wasser in der einen Flasche hat sich mittlerweile wieder auf die Temperatur eines Tees erhitzt. Kein Problem, ich soll es einfach da vorne an die Geranien kippen. Ich könnte meine Flasche dann bei ihr wieder neu befüllen. Dies mache ich dann auch. Das Wasser bei ihnen habe noch eine hervorragende Qualität, verrät mir die Frau beim Gehen. Ich bedanke mich für das Wasser und marschiere weiter.
Auf dem Mühlenpfad wandere ich im Ort weiter nach Norden. Schließlich komme ich an der beschriebenen Brennerei vorbei und stehe unmittelbar danach an der richtigen Mühle.

Die Mühle ist erreicht

Man hört von außen bereits, dass hier noch Betrieb ist. Als ich den kleinen Mühlenladen betrete, kommt mir auch schon Jürgen, der Chef der Mühle, entgegen. Ich richte ihm die Grüße von Bärbel und Georg aus und berichte, was mich in die Gegend treibt. Klar könne ich eine Mühlenführung bekommen, meint Jürgen und stellt mich seiner Frau vor, die ebenfalls fleißig bei der Arbeit ist. Über mehrere Etagen geht es kleine Holztreppen in die Höhe. Zwei Angestellte hat Jürgen, beide treffe ich unterwegs. Jürgen erklärt mir auf jeder Etage die Arbeitsschritte, greift auch immer wieder in Kammern und Rohre und holt die verschiedenen Produktionsstufen auf dem Weg zum Mehl hervor. Von Kleie, Grieß bis hin zu Mehl. Viele der Arbeitsschritte sind mir schon von der Mühlenführung mit Jens bekannt. Hier wird jedoch noch richtig gearbeitet.

In den Mühlwerken wird zwischen Walzen das Korn zermahlen
Über Rohre geht es zu den nächsten Stationen
Durch starke Vibrationen wird gefiltert
Ein Mühlrad, von Georg gebaut

Ich frage Jürgen, als wir wenig später unten in seinem Büro sitzen, ob sich der Mühlenbetrieb denn noch lohnt. Er erzählt mir, dass er bereits in der 7. Generation die Mühle übernommen hat und die 8. Generation schon bereit steht. Aber das Geschäft sei in der Tat sehr angespannt. Mit den großen Industriemühlen können sie nicht mithalten. Diese produzieren an einem Tag so viel Mehl wie sie in einem Jahr, erzählt er mir. Auch dass viele Bäckereien schließen, bzw. andere nur nach günstigen Preisen schauen, macht es für sie nicht leichter. Ihr Glück sei, dass in der Region doch noch einige kleine Bäckereien selbst backen und Wert auf Qualität und Regionalität legen. Die andere Sparte sei der Hausverbrauch und die Einnahmen im kleinen Laden. Der würde stetig steigen. Ein Ausbau auf den Onlinehandel würde das sicherlich noch fördern und wird langfristig auch notwendig sein. Doch daran haben sie sich noch nicht gewagt, da dafür auch die Zeit und das Personal fehlt. Aber die nachfolgende Generation wird das dann sicherlich angehen müssen.
Bei Jürgen fällt mir zum ersten Mal der von Jeanette und René erwähnte Dialekt auf. Es hört sich manchmal tatsächlich an, als ob ein Amerikaner deutsch spricht. Ich spreche Jürgen darauf an und er muss lachen. Ja, meint er, dass hätten schon einige gedacht. Er war vor einiger Zeit mal mit seiner Frau im Skiurlaub. Im Lift grüßte er einen anderen Passagier mit „Guten Morgen“, woraufhin dieser anfing, sich auf Englisch mit ihm zu unterhalten. Nachdem sie sich eine ganze Weile auf Englisch unterhalten hatten, wollte Jürgen wissen, wo denn sein Gegenüber herkomme. Aus Salzburg, war die Antwort. Und wo er denn herkäme, wollte sein Gesprächspartner wissen. Als er zu hören bekam, er stamme aus der Nähe von Zittau und man sich auch auf Deutsch hätte unterhalten können, war dieser völlig perplex und wollte von Jürgen wissen, warum man sich denn auf Englisch unterhielte. Dabei war er es gewesen, der mit Englisch begonnen hatte, weil er wohl dachte, es sitze ihm ein Amerikaner gegenüber, und um es ihm leichter zu machen, spreche man besser mal Englisch.
Ich bedanke mich bei Jürgen für die Führung und habe vor, im Laden noch eine Kleinigkeit für unterwegs zu kaufen. Außerdem möchte ich als Dank für die Führung auch gerne etwas Geld da lassen. Mehl wird unterwegs eher etwas schwierig sein. Ich entscheide mich daher für eine Packung Cranbeeries. Doch als ich Jürgen Geld geben möchte, lehnt er es ab, auch als ich sage, er solle es als Spende nehmen. Ich soll die Cranbeeries als Wegzehrung so mitnehmen, meint er. Nochmal vielen herzlichen Dank!

Getrocknete Cranberries

Wer sich die Mühle einmal anschauen oder ein regionales Produkt in hoher Qualität im Mühlenladen erwerben möchte, dem kann ich nur empfehlen, einmal in Oderwitz vorbei zu fahren.
Berthold Mühle

Ich verlasse den Ort auf dem Weg nach Eibau. Eine Baustelle hindert mich daran, abseits der Hauptstraße weiter zu kommen. Ich muss daher ein kurzes Stück auf die Hauptstraße ausweichen. Einem Schild zufolge werden hier immer noch die letzten Hochwasserschäden beseitigt. In der Nähe des Schwimmbades verlasse ich den Ort und gehe eine kleine Straße den Berg hinauf. Oben habe ich einen Blick in Richtung Ebersbach und stelle fest, dass von Westen dunkle Wolken heranziehen. Es wird wohl heute noch zu Gewittern kommen.
In Neugersdorf laufe ich beim dortigen Schwimmbad an einem Brunnen vorbei, der in den Boden eingelassen ist. Erst als ich drei Meter weiter eine Informationstafel entdecke, stelle ich fest, dass ich es hier nicht mit einem Brunnen zu tun habe, sondern an einer der Spreequellen stehe. Die Tafel informiert, dass hier die stärker wasserführende Quelle entspringt. Außerdem fällt mir das Becken des Schwimmbades auf. Dies war mir auch zuvor schon in Eibau aufgefallen: Es handelt sich hierbei nicht um die typischen rechteckigen gefliesten Becken, wie sie jede Stadt hat, denn die Form erinnert eher an einen See: Ziemlich groß, etwa oval und die Wände fallen flach wie in einer Betonschale nach innen hin ab. Einer Informationstafel entnehme ich auch, dass es sich bei dem Bad in Neugersdorf um eines der größten in der Region handelt.

Spreequelle

Weiter führt mein Weg über die Bahngleise hinweg zum Spreeborn. Wieder ein in den Boden eingelassenes Becken mit einer imposanten Kuppel darüber. Viel zu sehen gibt es jedoch nicht, worauf ich meine Reise fortsetze. Entlang einer größeren Straße geht es in Richtung Ebersbach. Überall sind hier die Umgebindehäuser zu sehen. In Ebersbach erledige ich noch einen kleinen Einkauf im Supermarkt. Die Kassiererin spricht mich mit Blick auf meinen Wagen und das Plakat an und fragt, ob das wirklich stimmt, was dort drauf steht. Ich bestätige dies. Sie ist fasziniert und wünscht mir eine gute Weiterreise.
Entlang der Bahnstrecke laufe ich auf schmalen Wegen mal links, dann wieder rechts der Schienen. Der Himmel sieht immer turbulenter aus, und ich mache mir Gedanken, wo ich für die Nacht sicher mein Zelt aufbaue. Kurz vor Erreichen von Neufriedersdorf setzt plötzlich, ähnlich wie in Lübbenau, ein kräftiger Wind ein. Innerhalb kurzer Zeit liegt die Landschaft vor mir in einem dichten Staubkleid, was im Zusammenhang mit den letzten Sonnenstrahlen in einer Wolkenlücke für eine seltsame Stimmung sorgt. Immer wieder blasen kräftige Böen viel Sand und Erde von den frisch bearbeitenden Feldern.

Weg entlang des Feldes
Kräftige Böen wirbeln Erde auf
Und sorgen für eine interessante Stimmung

Mit Blick auf die Karte und dem Wetterbericht im Hinterkopf beschließe ich, mein Zelt in einem Tunnel unter der Bahnlinie aufzustellen. Dort gibt es zwar nur Schotter, aber das macht nichts, da mein Zelt selbststehend ist und ich Heringe nicht zwingend benötige. Auch der Schotter stellt für mich dank meiner Schutzplane und guter Isomatte kein Problem dar. Einzig der mit durch den Tunnel fließende kleine Bach könnte bei schweren Gewittern zum Problem werden. Aber das sollte ich dann rechtzeitig mitbekommen. Auf jeden Fall bin ich hier vor Blitzen geschützt, und sollte es morgen regnen, kann ich hier im Trocknen meinen Packsack packen.

Zelt im Tunnel

Nachdem ich mit Katharina eine ganze Weile telefoniert habe, gehe ich schließlich müde ins Bett. Was für ein ereignisreicher Tag! Und was für freundliche und liebevolle Menschen in dieser Gegend leben! Also diese Offenheit und Freundlichkeit wie hier, ist mir unterwegs noch nicht begegnet.

3 Gedanken zu “Umgebindehäuser, Mühlen und ein Tunnel”

  • Schaut gut aus die Mühle. Hat der Müller auch was von Bio Mehlen erzählt? Insgesamt sehen die Bilder der Mühle so aus wie meine hier in Siegsdorf. Vor allem lustig fand ich, dass das Etikett der Cranberries genau das gleich ist wie hier in der Mühle. 😉

  • Wirklich toll wie du einfach so von der Straße weg eingeladen wirst. Das freut mich sehr dass es doch auch ein paar wenige Menschen in Deutschland gibt die spontan ihre Gastfreundschaft leben. Ich wünsche dir noch viele weitere tolle Begegnungen☺liebe Grüße aus dem nasskalten Chiemgau

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