Der Kampf mit der nassen Wäsche
Fr., 07.09.2018
Klingenthal – Zwota – Zechenbach – Oberzwota – Zwotental – Gunzen – Wohlbach – Hermsgrün – Leubetha – Rebersreuth – Eichigt – Tiefenbrunn
Kilometer: 29,1 km
In der Nacht beginnt es, kräftig zu regnen, hört aber in den frühen Morgenstunden wieder auf. Meine frisch gewaschene Wäsche, die ich am Abend noch auf eine Leine an meinem Zelt aufgehängt habe, ist nun natürlich wieder klatschnass. Ich hoffe daher auf baldigen Sonnenschein, der mein Zelt und die Wäsche trocknen soll. Daher drehe ich mich noch einmal um und döse weiter. Die Entscheidung war jedoch weniger klug, denn kurz darauf fängt es wieder an, heftig zu schütten. Mit dem Zusammenpacken wird es zunächst nichts! Nach und nach verwandelt sich der Boden um das Zelt in eine Seenlandschaft, und die ersten Bäche ergießen sich zwischen Zeltboden und Schutzplane. Ein Glück das mein Zelt dicht ist!
Gerd und Eddi nebenan haben es da leichter. Ich bekomme mit, wie Gerd den Stecker zieht und eifrig gepackt wird. Als das Regenwetter endlich aufhört, verabschieden wir uns. Nachdem die beiden gefahren sind, fange auch ich an zu verpacken, was trocken geblieben ist. Das nasse Außenzelt versuche ich auszuschütteln, so gut es geht, und die nasse Wäsche auszuwringen. Diese hänge ich schließlich an meinen Wagen zum Trocknen. Als ich gerade gehen möchte, sprechen mich zwei Campinggäste an, ob ich schon gesehen habe, dass wir Besuch bekommen haben. Der Mann zeigt hinauf auf den vom Sturm Friederike abgeholzten Hang: Vier Rehe fressen dort oben in aller Seelenruhe, keine 100 m von uns entfernt. Sie scheinen sich auch recht sicher zu fühlen, denn obwohl sie uns längst bemerkt haben, bleiben sie am Hang.
Ich gehe zurück auf dem kleinen Sträßchen in den Ort. Als ich gerade an der Polizeistation vorbeikomme, kommt eine ältere Frau aus der Station und spricht mich auf mein Grüßen hin an. Ob ich wirklich so ganz allein unterwegs sei, will sie wissen. Gemeinsam laufen wir weiter hinunter in den Ort. Sie erzählt mir, dass die meisten Bewohner hier im Ort Rentner und ziemlich verbittert sind. Viele hätten politisch resigniert! Denen ist mittlerweile alles egal, erzählt sie mir. In der DDR war der Zusammenhalt sehr gut. Es gab so gut wie keine Arbeitslosigkeit. Die jungen Leute blieben daher im Ort, und man unternahm viel zusammen. Mit der Wende ist die Arbeitslosigkeit angestiegen, es gab hier kaum noch Arbeit, und deshalb zogen alle jungen Leute in die Städte oder in den Westen, da man dort mehr verdiente. Zurück geblieben sind die Alten ohne Perspektive und ohne den Rest der Familien. Sie selbst wohne direkt im Zentrum. Hier gäbe es starke Probleme mit dem Drogenhandel, seit die Grenzen offen sind. Auf ihrem Grundstück sei ein Drogenpaket gefunden und sichergestellt worden, das die Dealer dort abgelegt haben müssen. Auch Vandalismus sei ein Thema! Die Polizeistation, aus der sie eben gekommen war, sei mittlerweile nur noch tagsüber besetzt. Wenn man abends anrufe, heiße es nur, heute fahre man nicht mehr heraus. Sie habe sich hier im Ort sehr für die Flüchtlinge engagiert. Es werde gemeinsam gekocht und viel getan. Was sie jedoch störe, sei die Erwartungshaltung und der zum Teil freche Ton. Erst vor kurzem sei ihr ein Mann im Ort entgegengekommen, habe sie angerempelt und ihr dann beleidigende Worte nachgerufen. Das finde sie schade und verstehe auch nicht, warum manche trotz der Unterstützung so reagieren.
Ich könne auch mit ihr mitkommen, und zusammen mit ihrem Mann Mittagessen, bietet sie mir an. Ich bedanke mich, lehne jedoch ab. Es ist schon fast 12 Uhr, und ich habe noch keine 2 km geschafft. Sie gibt mir daraufhin noch Tipps, wo man für wenig Geld essen gehen kann. Dann verabschieden wir uns.
Entlang der Bundesstraße führt mich mein Weg vorbei an einem Supermarkt, wo ich noch etwas für den Tag einkaufe. Danach gehe ich ein Stück auf einem schmalen Waldweg im Tal entlang.
Nachdem ich die Bundesstraße wieder überquert habe, steige ich steil eine Seitenstraße hoch. Oberhalb der Bundesstraße führt mich nun eine schmale Straße auf einer Höhe das Tal entlang. Je weiter ich nach Westen komme, umso wärmer wird es, und schließlich kommt auch endlich die Sonne etwas raus. Vielleicht trocknet dann meine Wäsche auch.
Nach und nach steigt die kleine Straße im Tal immer weiter an. Die Bundesstraße B283 hat mittlerweile das Tal verlassen. Nur noch die Bahnlinie teilt sich mit mir das Tal. Diese überquere ich schließlich in Zwotental, einem Ort der aus drei oder vier Häusern besteht.
Nachdem ich eine Landstraße überquert habe, geht es entlang einer Bahnlinie einen ziemlich verwachsenen, aber mit dem Wagen befahrbaren Weg bergab durch einen Fichtenwald. Nach etwa 1 km stoße ich schließlich auf eine Landstraße, die kaum breiter ist als ein Feldweg. Auf dieser laufe ich nach links weiter hinab ins Tal nach Gunzen. Hinter Gunzen steigt die Straße – weiterhin kaum breiter als ein Feldweg – leicht an, um anschließend in einer Kehre hinab nach Wohlbach zu führen.
Immer weiter wandere ich durch das schöne Tal auf dem kleinen Sträßchen. Es sind hier kaum Autos unterwegs. Als ich gerade ein Bushaltehäuschen erreiche und beschließe, mal eine Pause einzulegen, setzt ein kurzer, kräftiger Schauer ein. Ein Glück, dass ich in dem Häuschen Schutz finde! Denn die Wäsche ist mittlerweile immerhin zu einem Drittel getrocknet. Es ist schon faszinierend, wie nun innerhalb von zwei Wochen das Wetter vom Hochsommer komplett in Richtung Frühherbst umgekippt ist! Die Herbstanzeichen sind immer deutlicher beim Campen spürbar.
Auf der kleinen Straße gehe ich weiter durch das hübsche Tal, das von dichtem Fichtenwald gesäumt ist. Ich wandere auf der kompletten Strecke immer leicht bergab. Nachdem ich eine große Ansammlung von Kühen passiert habe, erreiche ich schließlich Leubetha und damit nicht nur das Tal-Ende, sondern auch die Weiße Elster. Auf dem Elster-Radweg gehe ich sogleich bergan. Parallel zu der B92 führt der asphaltierte Weg den Hang hinauf. Es finden zwar bereits Bauarbeiten für einen Radweg im Tal an der Elster entlang statt, aber dieser ist noch nicht fertig gestellt.
Die Landschaft hat sich mit dem Erreichen des Elstertales deutlich verändert. Alles wirkt offener, die Hügel werden flacher. Dennoch muss ich wieder auf über 600 m hinauf.
Durch ein kleines Seitental steige ich erst auf Feldwegen, schließlich wieder auf einer kleinen Straße immer weiter den Berg hinauf. Auf den Wiesen stehen – wie hingeworfen – kleine Höfe. Es wirkt alles sehr idyllisch im Abendlicht!
Immer weiter geht es bergauf, bis ich schließlich Eichigt erreiche. Eichigt ist vielleicht einigen Lesern ein Begriff, da im Jahre 2012 ein Schulbus beinahe mit seinem Reifen in einem kanaldeckelgroßen Loch in der Straße steckenblieb. Im Nachhinein entpuppte sich das „Schlagloch“, als eine eingebrochene Decke eines alten Bergbaustollens. Der Ort wurde damals überregional als das Dorf mit dem größten Schlagloch Deutschlands bekannt. Eine entsprechende Informationstafel weist den Wanderer auch auf dieses Ereignis hin.
Oben führt mich mal wieder der weiß-blau-weiße Kammweg, dem ich in den letzten drei Tagen immer wieder einmal gefolgt bin, auf dem weiteren Weg. Auf einem Wiesenpfad geht es an einer Kuhherde vorbei in den Wald. Dort steige ich auch prompt wieder den Berg hinauf, jedoch nicht weit, denn es sind nur noch 60 Höhenmeter zu überwinden. Dann habe ich schließlich die Wasserscheide erreicht. Zu meiner linken Seite fließt alles Wasser in die Saale, zu meiner rechten Seite fließt alles Wasser in die Elster. Für mich bedeutet das, dass ich zumindest in der Theorie erst mal den höchsten Punkt der nächsten Tage erreicht habe, wenn ich – wie geplant – der Saale folgen möchte. Wie es dann in der Praxis aussehen wird, werden wir die nächsten Tage sehen!
Nachdem ich eine Landstraße im Wald überquert habe, führt mich ein Waldweg an den Waldrand. Eigentlich sollte dieser Weg zu einer kleinen Straße führen und dann bergab in Richtung Bayern. Doch am Waldrand stehe ich vor einem Acker. Ein Landwirt hat mal wieder den Weg mit umgepflügt.
Da es mittlerweile schon recht spät geworden ist, an der Stelle schön der Wind weht, und die letzten Sonnenstrahlen den Wald anstrahlen, beschließe ich, hier zu bleiben. Hier habe ich auch die Gelegenheit, das noch nasse Außenzelt vom Wind trocknen zu lassen. Auch meine immer noch nicht komplett trockene Wäsche, hänge ich wieder auf. Ich muss einmal sehen, ob ich sie überhaupt noch trocken bekomme.
Das mit dem Trocknen wird sicherlich ein Kampf, ich kann mir vorstellen dass du ja nicht soo viel Fläche hast zum aufhängen und zweitens fehlt auch noch der helfende Fahrtwind im Vergleich zum radeln. Da wirst du sicherlich noch einige Schlachten schlagen müssen. 😉
Wenn du jetzt lange genug der sächsischen/shüringischen Saale folgst, ists kein großer Sprung zur fränkischen Saale. Dies wird dich dann in das herrliche, weltberühmte Bad Kissingen führen um dann auf dem Weg zur ältesten Weinstadt Frankens, Hammelburg, an einem kleinen Ort Rast zu machen um dich zu stärken. Das Zimmer ist schon seit Monaten gebucht. 😉