Tolle Ausblicke, fiese Steigungen und ein Defekt
Di., 11.09.2018
Paska – Gössitz – Portengrund – Wilhelmsdorf – Kalte Schenke – Bucha – Goßwitz – Kaulsdorf – Eichicht – Hockeroda – Unterloquitz
Kilometer: 31,2 km
Mein Wecker klingelt um kurz vor 7 Uhr. Ich bin gespannt, wie das Saale-Tal im frühen Morgenlicht aussieht. Doch erst einmal heißt es, sich aufzuraffen und aus dem warmen Schlafsack zu kriechen. Es ist zwar deutlich milder als an den Tage zuvor, aber einfach fällt es mir trotzdem nicht. Freudig stelle ich jedoch fest, dass mein Außenzelt heute trocken geblieben ist. Die Höhe und der trockene Untergrund scheinen geholfen zu haben.
Als ich vor an das Geländer trete, präsentiert sich mir das Tal, wie ich es mir vorgestellt habe. Warme Farben und ein Licht- und Schatten-Spiel. Noch toller muss es hier im Herbst sein, wenn der Wald bunt gefärbt ist! Zwar gibt es hier mehrheitlich Fichten, aber es gibt auch immer wieder größere Flächen mit Laubwald. Während ich an der Hütte mein Frühstück einnehme, genieße ich den Ausblick und die sich veränderten Farben in der aufsteigenden Sonne.
Gegen 9 Uhr mache ich mich auf den Weiterweg. Ich folge dem Wiesenweg entlang des Abgrundes leicht bergauf, dann aber nur noch bergab. Neben mir bearbeitet ein Landwirt mit schwerem Gerät seinen angrenzendes Feld. Nach einiger Zeit mündet der Wiesenweg in einen jungen Wald. Als ich kurz darauf aus diesem wieder hervortrete, stehe ich vor einer eingezäunten Wiese. Tja, und jetzt? Auf meiner Karte ist hier ein unbefestigter Weg zu einer Straße eingezeichnet. Die Straße sehe ich unter mir am anderen Ende der Weide. Am Weidezaun entlang zu gehen, ist auch keine Lösung, da dort viele Brennnesseln stehen. Zum Umkehren habe ich auch keine Lust! Ich beschließe daher, über die Weide zu laufen. Ich schiebe meinen Wagen unter der Stromlitze hindurch und klettere hinterher. Das ging ja einfach! Doch als ich auf der anderen Seite der Weide ankomme, habe ich plötzlich zwei Litzen vor mir, die aber offenbar nicht elektrisch geladen sind. Ich hebe meinen Wagen notgedrungen über den Zaun und klettere hinterher.
Auf asphaltiertem Untergrund geht es auf einem kleinen Sträßchen steil ins Tal. Unten erreiche ich nicht nur die angestaute Saale, sondern auch einen Campingplatz. Leider gibt es auch hier keinen Weg direkt am Ufer. Stattdessen steige ich im Tal wieder steil bergauf. Kurz bevor ich oben angekommen bin, passiert schließlich das, was ich im Prinzip seit Potsdam täglich erwarte: Es reißt den letzten verbliebenen Zipfel am Hüftgurt hinaus. Tja, nun heißt es improvisieren. Ich versuche es erst mit zwei Schlaufen weiter seitlich, doch diese engen mich zu sehr ein. Nun bleibt nur noch die Variante, mit dem Gurtband um den Hüftgurt gewickelt eine provisorische Schlaufe entstehen zu lassen. Diese Variante fühlt sich gut an, und so laufe ich schließlich den weiteren Berg hinauf.
Oben erwartet mich eine Hochebene mit Äckern und Wiesen. Ich biege nach rechts nach Gössitz ab, um mich am Ortsrand jedoch sogleich wieder nach links zu wenden. Zwischen den Äckern geht es hoch oben über dem Saaletal nach Westen. Kurz darauf erreiche ich die Bockfelsen, wo ich ursprünglich übernachten wollte, es aber letztendlich nicht mehr bis dorthin geschafft hatte. Diese liegen etwas versteckt hinter den Äckern, direkt an der Abbruchkante. Einen wunderschönen Blick hat man über die angestaute Saale und das Tal nach Westen.
Nachdem ich einige Fotos gemacht habe, geht es auf dem Feldweg weiter nach Westen. Immer stärker fällt der Weg ab, bis ich schließlich in einer steinernen Rinne steil bergab steige.
Zwischen kleinen Hütten im Wald klettere ich teils auf Betonplatten immer steiler ins Tal. Bis ich schließlich an einem Campingplatz wieder die Saale erreiche. Auch hier habe ich wieder keine Chance, entlang der Saale ebenerdig weiter zu laufen. Eine kleine Straße führt mich im Wald wieder steil bergauf. Fand ich den letzten Anstieg noch recht human, so komme ich hier mit meinem Wagen ziemlich ins Schwitzen! Oben fand ich dann wieder eine komplett andere Welt mit Feldern bis zum Horizont. Ich passiere das Dorf Wilhelmsdorf und laufe an den Äckern entlang in Richtung Westen in einen Fichtenwald hinein. Laut Karte soll es hier mehr oder weniger auf einer Höhe vorangehen. Entsprechend verdutzt schaue ich auch, als ich im Wald wieder eine extrem steile Schotterabfahrt vor mir habe. Doch scheinbar ist dieses Gefälle in der Karte nicht richtig erfasst worden, denn ich bin auf dem richtig Weg. Kaum bin ich unten angekommen, geht es den Berg wieder aufwärts, zum Glück dieses Mal nicht von ganz unten! Als ich kurz darauf eine Landstraße erreiche, habe ich das Schlimmste hinter mir. Ich folge der Landstraße nach links und habe auf den folgenden vier Kilometern eine Art Kammlage mit tollem Blick in den Norden.
Ein kräftiger Südwestwind bläst mir entgegen, und stellenweise habe ich das Gefühl, kaum noch voran zu kommen. Als ich schließlich Bucha erreiche, verlasse ich den Höhenzug und steige auf kleinen Straßen nach Goßwitz ab. Ab hier folge ich einem Wanderweg durch ein hübsches Tal den Berg hinab. Immer wieder verschwindet der kleine Bach, und ich habe nur noch ein ausgetrocknetes Bachbett neben mir, bis er schließlich wieder zum Vorschein kommt.
Ich folge dem Tal nach links nach Kaulsdorf. An einem Hof biegt der Wanderweg wieder nach links ab, steigt den Berg hinauf, um schließlich oberhalb des Tales nach Kaulsdorf zu führen. Anfangs lässt sich der Weg noch ohne Probleme befahren, doch kurz vor dem Ort wird der Weg zunehmend schmaler, bis ich ihn schließlich in einem Seitental nicht mehr für begehen kann. Eine extrem schiefe Hanglage in Verbindung mit einem sehr schmalen Durchgang zwischen zwei Bäumen zwingen mich dazu, den Wagen abzuschnallen und teilweise zu tragen. Doch unten kann ich den Wagen wieder anschnallen. Meine Lösung mit der provisorischen Schlaufe stellt sich mittlerweile als suboptimal heraus. Durch das Gewicht zerdrückt es zunehmend das Schaumstoffgewebe des Hüftgurtes. Da muss ich wohl noch einmal etwas erfinden!
In Kaulsdorf besuche ich kurz einen Supermarkt, dann geht es über die Saale hinweg nach Eichicht. Entlang der Bahnlinie folge ich dem Talverlauf nach Süden, und kurz darauf nach Westen. Auf der Höhe eines Kleingartenvereins endet schließlich die kleine Straße, und ich gehe unter der Bahn hindurch zur B85. An dieser entlang laufe ich knapp 1 km, bis ich schließlich wieder nach rechts unter der Bahnlinie hindurch auf einem schönen Wiesenweg mit geschotterten Fahrspuren das Tal hinaufsteigen kann. Die Weiden links und rechts sind bis an den Weg hin mit Weidezäunen eingefasst. Mich erinnert der Anblick an die Schweiz! Schwierig wird es, als mir plötzlich drei kleine Traktoren entgegen kommen. Doch schließlich finde ich eine Lücke neben dem Weg, wo ich die drei vorbeifahren lassen kann. Immer weiter geht es in dem schönen Tal im Abendlicht nach Westen, vorbei an einem großen Berg schwarzen Sandes. Ich habe keine Ahnung, was das für ein Material ist, für mich sieht es aus wie feiner Schiefersand.
In Unterloquitz fällt mir am Hang ein Art Plateau auf, das sich in einer Senke zwischen zwei Hügeln gebildet hat. Das wäre eigentlich der beste Zeltplatz, um am Morgen von der Sonne geweckt zu werden. Das Zelt würde auch gleich trocknen. Es wäre besser als hier unten im Tal beim Bach. Ich beschließe daher, zu diesem Plateau aufzusteigen. Durch den Ort geht es steil den Berg hinauf. Kurz nach Ortsende biege ich auf einen geschotterten Wirtschaftsweg, der ebenfalls immer steiler wird.
Na, hoffentlich lohnt sich dieser Aufwand, denke ich mir. Als ich kurz darauf auf dem Plateau stehe, muss ich feststellen, dass es sich um eine eingezäunte Weide handelt. Diese ist zwar derzeit nicht besucht, die Litzen sind in der Einfahrt nicht eingehängt, aber ich finde es zu dreist, hier mein Zelt aufzubauen. Ich laufe daher ohne den Wagen noch ein Stück bergauf und finde schließlich neben dem Weg zwischen Weißdornbüschen ein Plätzchen. Nachdem ich meinen Wagen nachgeholt habe, stelle ich hier mein Zelt auf. Der Platz liegt zwar sonnentechnisch nicht ideal. Aber er ist immer noch besser als im Tal am Wasser. Auf der Wiese sitzend, schreibe ich meinen Bericht und esse noch etwas.