Toller Höhenweg Richtung Westen
Fr., 14.09.2018
Limbach – Friedrichshöhe – Fehrenbacher Hütte –Waffenrod – Oberwind – Merbelsrod – Brattendorf – Poppenwind – Neuendambach – Siegritz – Ehrenberg
Kilometer: 46,3 km
Ein Blick aus dem Zelt verrät mir, dass sich das Wetter über Nacht nicht verändert hat: Es gibt immer noch dichten Nebel. Aber immerhin ist das Außenzelt trocken. Nachdem ich alles verpackt habe, frühstücke ich in der Schutzhütte und laufe schließlich den Rennsteig weiter.
Über einen Wurzelweg gehe ich im Wald den Berg hinauf zu einer Wiese. Danach finde ich einen Pfad durch den Fichtenwald. Die Wegbeschaffenheit ist jedoch deutlich besser als am Vortag. Nachdem ich Friedrichshöhe erreicht habe, geht es auf einem breiten Forstweg weiter.
Kurz darauf zweigt der Rennsteig nach rechts ab. Die Karte zeigt mir an, dass ich mit meinem Wagen auf dieser Wegbeschaffenheit nicht laufen kann. Ich bleibe daher auf dem Forstweg, der auch als Rennsteig-Radweg ausgeschildert ist. Immer weiter wandere ich auf einer Höhe durch den Wald. Schließlich weist mich eine Hinweistafel darauf hin, dass sich unter meinen Füßen der Bleßbergtunnel befindet. Das ist der Tunnel, der eine der schönsten Tropfsteinhöhlen Deutschlands durchquert. Peter hatte damals davon erzählt. Leider ist die Höhle für die Öffentlichkeit nicht zugänglich! Kurz nach der Eisfelder Ausspanne verlasse ich den Rennsteig endgültig und mache mich auf den Weg zur Werra-Quelle. Als ich kurz darauf die Quelle erreicht habe, stelle ich fest, dass die Fehrenbacher Hütte nicht mehr existiert. Sie wurde komplett abgerissen und wird gerade neu aufgebaut.
An der Quelle treffe ich Bastian, der mit seinem Sohn die ersten Sonnenstrahlen an diesem Morgen genießt. Er erzählt mir, dass dies die echte Werra-Quelle sei. Auf meine Frage, ob es denn auch eine unechte Quelle gibt, erzählt er mir, dass die Werra zwei Zuflüsse hat. Die vordere nasse Quelle bei Fehrenbach und die hintere trockene Quelle bei Siegmundsburg. Die beiden Ortschaften streiten sich seit langem, wer die echte Werra-Quelle besitzt. Da Bastian aus Masserberg stammt, ist für ihn die Quelle an der Fehrenbacher Hütte die echte Werra-Quelle. Wir kommen über meine Reise ins Gespräch, und ich gebe ihm eine meiner Visitenkarten. Er erzählt mir, dass er die letzten Jahre in der Schweiz gelebt und dort seine Frau kennen gelernt habe, und nun seien sie zurück in seine Heimat gezogen. Er liebt die Ruhe hier im Wald, aber er gibt zu, die Landschaft in der Schweiz hätte auch ihren Reiz!
Ursprünglich hatte ich geplant, an der Werra entlang weiter zu laufen. Doch mit dem Blick auf die Karte überlege ich, mich nach Westen voran zu arbeiten. Bastian empfiehlt mir den Weg in Richtung Waffenrod. Dort hätte ich einen tollen Ausblick! Wir verabschieden uns, und ich mache mich, wie von Bastian empfohlen, nach Waffenrod auf. Eine kleine Teerstraße führt auf einer Höhe durch den Wald. Allmählich wird der Wald lichter, bis ich schließlich auf einer Bergwiese lande. Dazu genieße ich einen traumhaften Blick nach Norden. Immer weiter geht es auf der Höhe entlang des Kamms durch den Wald. Immer wieder öffnen sich mir wunderschöne Ausblicke in das Umland. Nach und nach verliere ich an Höhe. Doch der Weg orientiert sich immer noch am Höhenzug. Und das Wetter wird immer besser!
Hinter Waffenrod führt mich der Weg auf der Höhe durch den zunehmend herbstlichen Wald. Am anderen Ende gibt es wieder schöne Ausblicke. Leicht geht es auf einer Schotterstraße den Berg hinauf. Dann laufe ich auf einer anderen Höhe zwischen Äckern und Wiesen entlang. Kurz vor Merbelsrod gibt es den nächsten tollen Ausblick. Die Entscheidung, nicht der Werra zu folgen, hat sich in jedem Fall gelohnt!
In Merbelsrod steige ich in ein Tal hinab und laufe nach Brattendorf, wo ich in einem Supermarkt frisches Wasser kaufe. Mittlerweile ist die Sonne etwas raus gekommen. An der Westseite des Ortes steige ich wieder den Berg hinauf. Hier überquere ich die A73 und befinde mich damit nördlich des Ortes Poppenwind. Auch hier habe ich wieder eine fantastische Aussicht nach Süden und nach Osten zum Thüringer Wald!
Doch leider endet hier meine Höhentour kurzfristig. Denn es gibt hier keinen weiteren Weg mehr auf der Höhe. Das heißt für mich, es folgt ein Abstieg nach Poppenwind. Im Ort muss ich jedoch am anderen Ortsende sogleich wieder den Berg hinauf steigen. Es ist nicht viel, und ich habe meine Ausgangshöhe wieder erreicht. Ab jetzt stehen mehrere Kilometer Waldwege an. Leicht ansteigend, dann wieder auf einer Höhe schlängelt sich der Forstweg durch den Wald, wobei er sich immer an der Kammlage orientiert. Leider gibt es hier jedoch keine Ausblicke mehr! Nach mehreren Kilometern überquere ich schließlich die Landstraße nach Hildburghausen. Im Wald stoße ich schließlich auf eine kleine Teerstraße, die mich zu einem ehemaligen Truppenübungsplatz bringt, das heute ein Naturschutzgebiet ist. Einer geschotterten Forststraße folge ich den Berg hinab. Zwei Rehe stehen mitten auf der Straße und zupfen an den frischen Blättern von Kräutern, die zwischen dem Schotter gewachsen sind. Schließlich wittern sie mich und rennen davon.
Ich biege kurz darauf auf einen Forstweg nach Neuendambach ab. Der kleine Ort liegt in einem kleinen Tal mit Fischteichen. Eine asphaltierte Straße führt mich durch das Tal nach Westen. Als die Straße nach Süden abbiegt, verlasse ich sie und biege auf einen geschotterten Weg ein, der mich weiter nach Westen führt. Allmählich lässt die Qualität der Fahrspuren nach, bis ich schließlich wieder mit Steinen, Wurzeln und anderen Unebenheiten kämpfen muss. Doch glücklicherweise mündet der Weg schließlich außerhalb des Waldes auf einen guten Feldweg. Die Sonne geht gerade hinter einem Wolkenband unter und färbt die Wolken in einem schönen Abendlicht.
Es ist Zeit geworden, einen Platz zu finden. Ich biege auf einen Feldweg nach Siegritz ein und durchquere schließlich den Ort. Zwischen abgemähten Maisfeldern gehe ich in der Dämmerung hinab nach Ehrenberg. Zu meiner rechten Seite liegt ein bewaldeter Hügel, dessen Westseite jedoch von großen Wiesenflächen bedeckt ist. Ich beschließe, dort hoch zu marschieren und hier zu übernachten. Über einen Wiesenweg erreiche ich schließlich auch den Waldrand und baue in der Dunkelheit mein Zelt auf. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick nach Westen. Am Abend telefoniere ich dann mit Katharina, die im ICE nach Halle sitzt und in wenigen Kilometern Entfernung im Tunnel unter mir vorbeifährt.