Und plötzlich war die Stimme weg

Mi., 03.10.2018

Eigentlich ist für den morgigen Tag die Weiterreise geplant gewesen. Doch warum auch immer, es geht mit mir gesundheitlich wieder bergab. Meine Stimme ist mittlerweile fast komplett verstummt. Außer einem kläglichen Quietschen kommt da nicht mehr viel aus meinem Mund. So etwas hatte ich ja noch nie! Ein Glück, dass ich das Interview mit der Backnanger Kreiszeitung bereits am Vortag hatte. Das wäre sonst ein kurzes Interview geworden!
Kehlkopfentzündung, lautet die Diagnose meines Vaters. Ist ja wunderbar! So etwas wollte man ja auch schon immer mal haben!

„Deine Stimme brauchst du ja nicht.“, meint meine Mutter. Wenn sie wüsste! Mittlerweile sehe ich mein Stimmorgan neben den Füßen als eines meiner wichtigsten Körperteile an. Wie soll ich ohne Stimme unterwegs die Gespräche führen? Viele vorausgegangene Situationen habe ich nur erlebt, weil man eben ins Gespräch gekommen ist. Ich bin zwar weiterhin eher ein Zuhörer, aber ich bin auch neugierig und stelle Fragen.
Nein, unter diesen Bedingungen kann ich nicht weiterziehen. Da kann das Wetter auch noch so schön sein! Davon abgesehen ist die Stimme das eine, denn auch sonst fühle ich mich schlapp, richtig schlapp! Ich habe allerdings kein Fieber mehr. Das macht mir Hoffnung!

Am Mittag kommt meine Schwester mit ihrem Ehemann zu Besuch, und wir fahren in einen Vorort von Backnang zum Essen. Mein Schwager nimmt für mich aufgrund meiner misslichen Lage kurzerhand die Position eines Dolmetschers ein und teilt der Bedienung meine Essenswünsche mit. So muss man sich also als Stummer fühlen, denke ich mir. Man sieht, dass sich alle unterhalten, man würde sich auch liebend gerne am Gespräch beteiligen, aber es kommt kein Wort aus dem Mund. Mit dabei und doch allein!

Das ist schon irgendwie makaber: Eine der häufigsten Fragen von Passanten unterwegs ist die Frage, ob man sich denn auf der Reise zu Fuß nicht allein oder einsam fühle. Und jedes Mal konnte ich mit gutem Gewissen sagen, dass dies nicht der Fall sei. Und nun, da ich mich im Kreise meiner eigenen Familie befinde, aber kein Wort mehr aus dem Mund bekomme, stellt sich zum ersten Mal das Gefühl des Alleinseins ein. Zum Glück ist das nur eine temporäre Situation!

Auf jeden Fall geht es hier auf dem Blog wohl leider noch ein paar Tage ohne Reiseberichte weiter.

 

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