Wasserfälle, Besuch in Österreich und halbe Nachtwanderung

Do., 25.10.2018
Kreuth – Wildbad Kreuth – Klamm – Trifthütte – Glashütte – Stuben – Fall
Kilometer: 39,8 km

Damit habe ich nicht gerechnet: Es präsentiert sich mir beim Blick aus dem Zelt ein makelloser Himmel. Einzig ein paar Nebelfetzen ziehen durch das Tal. Normalerweise hängt nach Regentagen wie am Vortag immer noch eine Wolkendecke in den Bergen. Aber umso besser, dann kann es ja weiter gehen.

Mein Zeltplatz der letzten zwei Nächte
Überbleibsel vom Sturm

Als ich gerade mein Zelt abbaue, kommt ein älterer Mann mit seinem Hund vorbei. Optisch sieht er aus, wie man sich einen urigen Bergbauern vorstellt. Langer dichter Bart, tiefer bayerischer Dialekt. Ob es nicht etwas frisch sei im Zelt, will er wissen. Außerdem, wohin ich reisen möchte. Ich kläre ihn auf, dass mit dem richtigen Schlafsack auch solche Temperaturen kein Problem darstellen und erzähle ihm von meinen Plänen. Er wünscht mir alles Gute und warnt mich: Es sei Schnee in den nächsten Tagen angekündigt.

Mein Wagen ist gepackt, und weiter geht es auf dem Schotterweg nach Kreuth, vorbei an meinem ersten Schlafplatz, den ich in der vorletzten Nacht fluchtartig verlassen habe. Zahlreiche große Äste liegen nun in dem Bereich am Boden. Die Entscheidung umzuziehen war also goldrichtig!

Da ich auf der Karte bereits gesehen habe, dass zwischen Rottach und Krün keine weiteren Supermärkte mehr kommen werden, will ich in Kreuth nach einem Bäcker suchen. Doch ich kann in dem kleinen Ort keinen finden. Ich finde aber dann einen Feinkostladen und nehme dort ein paar frische Brezeln mit. Mittlerweile hat es die Sonne über den Berg geschafft und sorgt über dem Ort mit den Nebelschwaden für eine schöne Stimmung. An der Weißach entlang gehe ich weiter in Richtung Süden, wieder durch einen schönen Fichtenwald.

Durch einen Fichtenwald geht es nach Süden

Nach etwa 2 km macht das Tal einen Knick nach Westen. Hier verlasse ich das Tal und folge einer kleinen Asphaltstraße hinauf nach Wildbad Kreuth. Das eindrucksvolle, ehemalige Kurbad, bekannt durch einige politische Treffen der CSU, liegt schön im Morgenlicht.

Wildbad Kreuth im Morgenlicht

Ich überquere den großen Vorplatz und laufe in ein Seitental der Weißach. Laut meiner Karte befindet sich hier am Ende des Tales die Wolfsschlucht. Ich habe keine Ahnung, was mich da erwartet, aber “Wolfsschlucht” hört sich interessant an. Auf einem schmalen Pfad steige ich oberhalb eines Bergbaches durch einen Buchenwald. Immer wieder hat man einen tollen Ausblick hinab ins Tal.

Durch einen Buchenwald geht es Richtung Siebenhütten-Alm
Blick hinab ins Tal mit Strudellöchern

Doch genauso fasziniert mich das Funkeln der vielen tausend Regentropfen an den Buchen im Morgenlicht. Nach etwa einem Kilometer steige ich hinab zur Siebenhüttenalm. Trotz der schmalen Wege komme ich gut mit meinem Wagen voran. Am anderen Ende der Alm gehe ich wieder den Berg hinauf. Hier verstecke ich meinen Wagen im Wald in einer Bodensenke, die vom Wanderweg aus nicht einsehbar ist. Denn zahlreiche Schilder weisen bereits daraufhin, dass der Weg durch die Wolfsschlucht nur erfahrenen Wanderern empfohlen wird. Das ist nichts für meinen Wagen!

Tolle Stimmung im Wald mit den im Sonnenlicht glänzenden nassen Zweigen
Wegweiser warnen schon vor

Zu einer weiteren Alm (der Oberhofer Alm) geht es durch den Buchenwald bergauf. Bis hierher wäre ich noch ohne Probleme mit meinem Wagen gekommen, doch hinter der Oberhofer Alm verändert sich die Wegbeschaffenheit. Die steilen Berghänge links und rechts rücken immer näher an den Bergbach heran, und mit dem Überqueren eines hinzu fließenden Baches wird der Weg zunehmend alpin. Nach 200 m ist schließlich Schluss mit dem schmalen Pfad. Markierungen an Steinen im Bachbett zeigen mir an, dass man ihn nun durch eine Furt überqueren muss. Von Stein zu Stein springe ich über den Bergbach. Bei höheren Wasserständen dürfte man hier ein Problem bekommen.

Auch im oberen Teil immer wieder Strudellöcher
Die erste Furt liegt vor mir

Auf der anderen Bachseite folge ich noch ein kurzes Stück einem Pfad, dann stehe ich an der Abzweigung zur kleinen Wolfsschlucht. Ein Schild weist mich darauf hin, dass der Abstecher in die kleine Wolfsschlucht eine Sackgasse ist. Von einem Weg ist hier gar nichts mehr zu erkennen. Einzig die Markierungen zeigen einem so ungefähr den Weg an. Im Bach springe ich wieder von Stein zu Stein. Ein Glück, dass meine Schuhe wasserdicht sind! Nach einem Knick nach rechts stehe ich schließlich am Ende des Seitentales und vor zwei imposanten Wasserfällen. Gut 40 m stürzt der untere Wasserfall in die Tiefe. Der obere dürfte sogar noch höher sein, aber an diesen kommt man nicht heran. An die untere Kaskade hingegen führt ein schmaler Pfad am Hang. Am Fuße des Wasserfalles hat sich ein tiefes Becken gebildet, bevor das Wasser in weiteren kleinen Wasserfällen ins Tal fließt. Ich mache einige Bilder und mache mich wieder auf den Rückweg in die große Wolfsschlucht.

Der Weg ist der Bachlauf
Steile Felswände links und rechts, sowie vor mir die Wasserfälle
Toll hier!

Zurück in der großen Wolfsschlucht folge ich dem Bachlauf in Richtung Süden. Denn auch hier gibt es keinen wirklichen Weg mehr. Nach einer Biegung nach links stehe ich schließlich am Ende der Schlucht. Auch hier stoße ich auf einen Wasserfall. Doch dieser ist nicht so imposant. Dafür gibt es hier einen Wanderweg, der weiter hinauf zur Blaubergalm führt. Doch dieser sieht optisch schwierig aus. Mehrere Schilder weisen darauf hin, dass hier zwingend Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich sind. Ich würde mich selbst als bergerfahren bezeichnen, aber ich habe keine Ahnung, wie lange ich auf diesem Weg über die Blaubergalm unterwegs sein würde. Und ich muss ja wieder zu meinem Wagen zurück. Ich mache mich daher wieder auf den Rückweg. Der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt! Wer Spaß daran hat, von Stein zu Stein zu springen, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten. Im Hochsommer stelle ich mir einen Spaziergang durch den Bach auch sehr angenehm vor. Ansonsten sind dichte Schuhe empfehlenswert! Nach starken Regenfällen dürfte der Weg allerdings unpassierbar sein.

Nachdem ich meinen Wagen wieder eingesammelt habe, gehe ich durch das Tal zurück an die Weißach. Zahlreiche Wanderer kommen mir nun entgegen. Doch viele scheinen auch nur die Wasserstrudel im unteren Bereich zu genießen.

Zurück geht es vor an die Weißach

An der Weißach folge ich wieder dem geschotterten Weg durch den Wald. Beim Örtchen Klamm verengt sich der Flussverlauf der Weißach auf 300 m Länge auf nur wenige Meter Breite. Laut schießt das Wasser durch die enge Klamm. Doch weiter oben weitet sich das Tal wieder. Ich wandere weiter nach Westen, vorbei an Trifthütte und dem Forsthaus Glashütte. Im Örtchen Glashütte mache ich Mittagspause und hänge mein Außenzelt zum Trocknen in einen Baum. Meinen Schlafsack lege ich über die Rückenlehne der Bank in die Sonne.

Für 300m wird es eng im Bachbett der Weißach

Nach etwa 45 Minuten mache ich mich wieder auf den Weg zum Achenpass. Während es für die Autofahrer der B307 wieder hinab ins Walchental geht, muss ich nun erst richtig bergauf steigen. Einer Forststraße folge ich in einer gleichbleibenden Steigung den Berg hinauf durch den Wald. Nach einer Kehre hole ich eine ältere Frau ein, und wir laufen gemeinsam weiter. Wir unterhalten uns über meine Reise, das Föhnwetter, die teuren Preise in Südbayern. An einer Kapelle im Wald verabschieden wir uns, und ich folge der Forststraße nach Österreich. Hier habe ich auch meine Passhöhe erreicht, denn ab nun geht es wieder bergab. Auf der österreichischen Seite fallen mir mehrere Forstwege auf, die zu meiner Forststraße aufsteigen, aber nicht in dieser münden, wie man es erwarten würde. Nein, diese enden etwa 5 Meter unterhalb der Forststraße, so als ob man einfach mal angefangen hat zu bauen und am Ende festgestellt hat, dass man sich in der Höhe verrechnet hat. Das ist seltsam.

Österreich ist erreicht

In einer scharfen Kehre steige ich hinab zur B181. Nach Überqueren der Bundesstraße folge ich einem Radweg erst nach Osten, bis er in einer scharfen Kehre in die für mich richtige Richtung nach Westen zum Sylvensteinstausee weiter führt. Oberhalb der Walchen laufe ich durch den Wald. Irgendwann bemerke ich, dass die Walchen in eine Klamm stürzt. Ich versuche von oben Bilder zu machen. Doch nach 100 m stoße ich auf eine Abzweigung zur Walchenklamm. Meinen Wagen muss ich jedoch wieder oben stehen lassen, da der Weg zu felsig wird. Von einer Brücke oberhalb der Klamm habe ich einen tollen Blick in diese Schlucht.

Blick auf die oder den Walchen
Auch hier wird es eng
Die Walchenklamm

Weiter gehe ich durch den Wald nach Westen. Mal befinde ich mich links der Walchen, dann wieder rechts. Nachdem ich wieder einmal die Walchen über eine Brücke überquert habe und eine Weile dem Forstweg durch den Wald folge, liegen schließlich die ersten Ausläufer des Sylvensteinstausees unter mir.

Der erste Blick auf den Sylvensteinstausee

Doch der Ausblick ist nur kurz. Denn der Weg führt mich wieder durch den Wald, vorbei an einem vorgelagerten Hügel. Als ich schließlich eine Alm erreiche, geht am Horizont bereits hinter den Bergen die Sonne unter. Das wird wohl heute auf eine Nachtwanderung hinauslaufen! Denn ich befinde mich immer noch im Naturschutzgebiet, in dem ich mein Zelt nicht aufbauen möchte. Ich werde bis Fall weiter laufen müssen! Über den Almwiesen bilden sich bereits erste flache Nebelfelder, und man spürt die Kälte aufziehen. Vom See habe ich nun schon seit längerer Zeit nichts mehr gesehen. Das ändert sich wenig später nach einem deftigerem Anstieg. Über eine tiefe Schlucht führt mich eine hohe Brücke, und hier hat man wieder einen Blick auf den See. Und zum ersten Mal sieht man auch auf die berühmte Autobrücke, die über den See führt.

Blick hinab auf den Sylvensteinsee

Es wird immer dunkler, und als ich wenig später auf eine kleine Straße stoße, die mich nach Fall führt, ist es so dunkel, dass ich die Stirnlampe herausholen muss. Über einen Wanderparkplatz steige ich hinab zum See. Wo kann ich nun mein Zelt aufbauen? Auf der Wiese direkt am See wird ausdrücklich das Zelten verboten! Außerdem ist der Rasen vom Tau bereits wieder klatschnass. Ich folge dem Weg unter die Brücke. Ich werde mein Zelt hinter einem der Betonpfeiler der Brücke aufstellen. Einerseits bin hier etwas vor Blicken geschützt, andererseits ist der Rasen unter der Brücke noch trocken. Der Verkehr hält sich außerdem in Grenzen und stört mich nicht. Erschöpft und müde schlüpfe ich in den Schlafsack. Das war ein toller Tag heute mit dem Ausflug in die Wolfsschlucht!

 

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