Kopfschmerzen, sehr viel Nässe und ein warmes Zimmer
So., 28.10.2018
Elmau – Hintergraseck – Vordergraseck – Garmisch-Partenkirchen
Kilometer: 9,3 km
In der Nacht wache ich noch ein paar Mal auf, jedes Mal hört man es schneien. Doch der Schnee bleibt nicht liegen. Als ich am Morgen erwache, ist es draußen neblig, es liegt noch kein Schnee, wie ich erwartet habe. Schade eigentlich, denn bei der nassen Kälte wäre es ganz schön gewesen! Bis gegen 12 Uhr liege ich im Zelt und fertige meine Berichte der letzten Tage an. Zum ersten Mal auf meiner Reise bekomme ich ernsthaften Strommangel! Die erste Powerbank ist leer, und auch der Akku des Laptops neigt sich dem Ende zu. Entsprechend schockiert bin ich auch, als ich feststellen muss, dass der aufwändigste Bericht vom Ausflug in die Wolfsschlucht verschwunden ist. Egal wo ich suche, er wurde nicht abgespeichert. Das bedeutet, dass ich alles noch einmal schreiben muss! Doch dazu habe ich gerade keine Lust mehr! Ich beginne meine Sachen zu packen. Nachdem ich das Zelt am Vortag bei Regen auf einen nassen Standort aufgebaut habe, ist mittlerweile alles nass. Das Außenzelt sowieso, aber auch das Innenzelt ist von unten her klatschnass und innen klamm. Die Unterlegeplane ist ebenfalls nass. Und mein Schlafsack zeigt auch deutliche Anzeichen von Feuchtigkeit auf. Warm war er zwar, aber Nässe und Daunen vertragen sich nicht miteinander. Als wäre das nicht genug, plagen mich heute auch noch furchtbare Kopfschmerzen! Ich vermute, dass es mit dem Wetterwechsel zusammenhängt. Auf jeden Fall überlege ich, was ich nun machen soll. Ich packe alles Nasse in eine Tüte ein und hoffe, so den restlichen Inhalt meines Packsacks vor der Nässe schützen zu können.
Auf einem breiten Schotterweg mache ich mich auf den Weg hinab ins Tal des Ferchenbaches. Ursprünglich hatte ich die Idee, zur Partnach abzusteigen und durch die Partnachklamm nach Partenkirchen zu laufen. Doch bereits am Parkplatz sind große Schilder angebracht, die darauf hinweisen, dass ein Begehen der Klamm mit sperrigen Gegenständen wie Booten, Kinderwägen, Fahrrädern, Rollstühlen, und vielem mehr nicht möglich ist. Und mein Packsack ist ja sperrig. Mir bleibt also nur der Weg über die Almen von Hintergraseck und Vordergraseck. Das bedeutet jedoch, dass ich auf der anderen Seite des Ferchenbaches wieder steil hinaufsteigen muss. Auf dem Weg finden gerade Bauarbeiten statt. An allen Bächen, die den Weg queren, werden große Stahlrohre eingebaut. Entsprechend verschlammt ist der Weg stellenweise. Außerdem stelle ich fest, dass der angedachte Weg entlang des Ferchenbaches hinab zur Partnach gesperrt ist. Das heißt, ich hätte ohnehin zu den Almen hinaufsteigen müssen.
Nach und nach verwandelt sich der steile, breite Schotterweg in einen ebenerdigen Weg mit einer Grasnarbe in der Mitte. Der Wald lichtet sich, und vor mir liegen im Nebel die Weiden der Hintergrasalm. Für wenige Sekunden schaut die verschneite Wand der Alpspitze aus einem Loch im Nebel. Dann ist wieder alles grau. Und mit jedem Meter zur Alm hin wird der Nebel immer dichter. Einige Pferde und Schafe grasen entlang des Weges. Ansonsten ist hier nichts los.
Als ich wieder in den Wald komme und steil auf einer Straße bergauf steige, beginnt es leicht zu regnen. War das so geplant? Eigentlich war für heute kein Regen mehr angekündigt. Allein der Gedanke, im Regen wieder mein nasses Zelt aufbauen zu müssen, lässt mich erschauern.
Die nächsten Weiden sind erreicht. Vor mir liegt Vordergraseck mit seinem Hotel, der Seilbahnstation hinab zur Partnach, sowie einigen Almen. Im Hintergrund ist Garmisch zu erkennen. Die Wolkengrenze liegt so niedrig, dass man von den wunderschönen Bergen um Garmisch-Partenkirchen nicht einmal etwas erahnen kann. Am Hotel „Graseck“ nutze ich das freie WLAN und suche mir über “booking.com” eine Unterkunft in Garmisch-Partenkirchen. Ich habe keine Lust mehr, heute mein Zelt aufzubauen. Für nur 25 € finde ich ein Einzelzimmer in einem Hostel und buche dieses kurzerhand über das Portal.
Mein Weg führt mich jetzt an der Alm „Hanneslabauer“ vorbei weiter nach Norden. Hinter der Almwirtschaft beginnt das wohl heftigste Gefälle auf meiner Tour – wenn man einmal vom Abstieg ins Werratal absieht! – auf einer schmalen Asphaltstraße. Extrem steil geht es in mehreren Kehren hinab zur Partnach. Ich bin froh, dass die Straße asphaltiert ist. Denn auf Schotter hätte ich mir den Abstieg mit dem Wagen nicht zugetraut. Und auch das letzte Stück ist mir nicht mehr geheuer. Hier ist es so steil, dass ich Angst habe, von dem Wagen in die Tiefe geschoben zu werden. Ich schnalle ihn ab und lasse ihn vor mir langsam den Berg hinabrollen.
Unten stoße ich auf zahlreiche Touristen, die sich auf den Weg in die Partnachklamm machen, bzw. von dieser zurückkehren. Mit ihnen teile ich für knapp 2 km den Weg durch das Tal. Auf der Höhe der Skisprungschanzen verlasse ich die Straße und überquere die Partnach. Über Wiesen geht es vorbei an den zahlreichen Scheunen, die rund um Garmisch-Partenkirchen das Bild prägen. Ich war schon mehrfach in Garmisch-Partenkirchen, aber so eine tiefe Wolkenuntergrenze habe ich hier noch nicht erlebt! Von den umgebenden Bergen ist absolut nichts zu sehen!
Entlang der Bahnlinie laufe ich Richtung Bahnhof. Mittlerweile sieht es wieder stark nach Regen aus. Ich beschließe daher, sogleich das gebuchte Zimmer aufzusuchen, das sich in der Nähe des Bahnhofs befindet. Dieses ist auch schon bezugsbereit und für den Preis hervorragend ausgestattet. Es hat sogar einen Balkon mit Bergblick, wenn man die Berge eben sehen würde…!
Nach einer heißen Dusche mache ich es mir im Zimmer gemütlich und lege alles aus, was ich schon einmal trocknen kann. Anschließend mache ich mich auf den Weg ins Zentrum von Garmisch-Partenkirchen. Ich habe Hunger und habe gesehen, dass derzeit ein Streetfood-Festival in Garmisch-Partenkirchen stattfindet. Hier finden sich zahlreiche Köstlichkeiten. Da wird sicherlich auch für mich etwas dabei sein.