Regen, „Hochwasser“ und Abbruchgedanken
Mi., 24.10.2018
Ich wache erst gegen 10.30 Uhr auf. Ob es an dem gleichbleibenden Gemurmel der vorbeifließenden Weißach liegt oder an dem beständigem Getrommel der Regentropfen auf das Außenzelt, weiß ich nicht. Ich habe auf jeden Fall trotz des Windes und des Regens gut geschlafen. Anfangs bin ich auch begeistert: Der erste Gammeltag im Zelt! Einfach mal nichts tun! Schlafen, da liegen, die Gedanken schweifen lassen. Herrlich!
Doch im Laufe des Tages und des nicht enden wollenden Regens kippt so allmählich die Stimmung. Ich mache mir mal wieder Gedanken über die Zeit nach der Reise, und ob ich die Reise überhaupt wie geplant ein Jahr lang durchziehen soll. In letzter Zeit habe ich da so meine Zweifel. Einerseits wird das Geld wohl nicht so lange reichen wie ursprünglich angedacht, andererseits habe ich das Gefühl, die Rücklagen besser anderweitig zu nutzen. Schließlich stehen mit einem eventuellen Umzug privat einige Veränderungen an.
Irgendwann wird mir plötzlich die immer stärker werdende Umgebungslautstärke bewusst. Als ich mein Außenzelt öffne, sehe ich auch sofort den Grund: Aus der glasklaren Weißach vom Vortag ist ein hellgrauer und mächtig angeschwollener Fluss geworden. Ein Glück, dass mein Zeltplatz deutlich erhöht liegt!
Ich überlege, wie es die nächsten Tage weitergehen soll. Laut Karte komme ich nun in einen sehr wilden Bereich ohne Einkaufsmöglichkeiten. Immerhin soll das Wetter am nächsten Tag wieder besser sein, zumindest bis zum Wochenende! Dann soll der Winter mit ersten Schneefällen anklopfen. Wie lange meine Reise letztendlich auch gehen wird, einmal das Zelt im Schnee, das würde ich schon gerne erleben!
Am Abend springt plötzlich die Sirene in Kreuth an. Ich sitze sofort aufrecht im Zelt. Hat das etwas mit der Weißach zu tun? Kommt eine Flutwelle auf mich zu? In den Bergen ist das durchaus möglich. Ich lausche in die Dunkelheit: Das war scheinbar doch ein anderer Einsatz. Die Feuerwehr fährt nach Norden in Richtung Tegernsee.