Biber und jede Menge Zeit

Mo., 25.6.2018
„Klein-Ammensleben“ – Meitzendorf – Barleben – Magdeburg
Kilometer: 30,8 km

Überraschenderweise startet der Tag, nach dem eher nasskalten Wetter vom Wochenende, mit Sonnenschein. Gegen 6 Uhr bin ich bereits wieder unterwegs. Auf einer kleinen Landstraße geht es den Berg hinab nach Klein-Ammensleben. Der Ort erinnert mich zumindest auf der Hauptstraße eher an kleine Orte in der Pfalz. Enge Gassen, Häuser bis vor zur Straße und die Straße frisch asphaltiert. In den Seitenstraßen sieht das schon anders aus. Hier typisches Kopfsteinpflaster.

Von Rosen umzingelt

Nachdem ich den Ort verlassen habe, halte ich erst einmal an und wechsle die Schuhe. Bei dem Wetter sind mir die luftigen Laufschuhe lieber.

Selbst der hier ist in WM-Stimmung

Etwa 500m weiter halte ich auf einem Feldweg erneut an. Hier scheint prima die volle Sonne und es geht ein kräftiger Wind. Beste Bedingungen, um das noch nasse Außenzelt zu trocknen. Wie ein Ballon bläht sich das Außenzelt im Wind auf. Es ist gerade trocken, da kommt mit hohen Tempo ein Auto den Feldweg entlang gebraust. „Na, wie war die Nacht?“, möchte der Beifahrer von mir wissen. Ich kläre ihn auf, dass ich nicht hier gezeltet habe, sondern nur das Außenzelt trockne. Meine Nacht wäre aber sehr gut gewesen. Der Beifahrer steigt aus, und es entwickelt sich ein Gespräch über die Reise, unter anderem auch ohne Geld. Ein Freund von ihm hätte das gemacht. Der Fahrer ermahnt den Beifahrer mittlerweile, dass er nicht drängen wolle, aber sie müssten los. Doch dieser lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und er erzählt weiter von den Reisen des Freundes. Der Fahrer ermahnt erneut, dass sie nun aber wirklich los müssten und gibt dazu demonstrativ Gas, was den Beifahrer letztendlich dazu ermutigt doch einzusteigen. Sie brausen davon, und ich beobachte sie wenig später, wie sie an einem Rapsfeld anhalten. Wohl zwei Landwirte, möglicherweise auch Brüder.

Mein Weg führt mich nun über die um diese Uhrzeit viel befahrene B71. Es dauert eine ganze Weile, bis ich bei diesem starken Berufsverkehr über sie hinweg komme.
In Meitzendorf lachen mich aus einem Vorgarten mehrere bunte Eulen von einer Bank aus an. Danach geht es auch schon wieder über Felder an einer Bahnlinie entlang nach Barleben.

Bei dem Wetter eine gute Wahl

Hier beginnt ein schöner Landschaftspark, auf dessen Kieswegen ich bis zur A2 gelange. Über diese hinweg erreiche ich auch schon die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts.

Was für eine schöne dichte Buchsbaumhecke…
…oder auch nicht

An großen Hochhäusern vorbei, erreiche ich ein Hochhaus, dass sich in einem desolaten Zustand befindet. Schwarzer Schimmel an den Balkondecken, abbröckelnder Putz, richtig herunter gekommen alles. In den Fenstern aber Vorhänge und Gardinen. Ich bin schockiert, dass offenbar hier noch Menschen leben. Völlig fassungslos bin ich jedoch, als ich um die Ecke gehe und lesen muss, dass es sich hierbei auch noch um ein Altenpflegeheim handelt. Und tatsächlich sehe ich eine Pflegerin mit einem Mann im Rollstuhl in der Ferne vorbeilaufen. Das kann doch nicht wahr sein?

Am Neustädter See beobachte ich eine ganze Weile einige Schüler beim Wasserskifahren. Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Fahrstile sind.
Da ich mein heutiges Etappenziel bereits erreicht, aber noch jede Menge Zeit habe, bleibe ich eine ganze Weile sitzen. Kristin, eine ehemalige Arbeitskollegin aus dem Otterzentrum, hat mir für die Nacht ein Dach über dem Kopf angeboten. Aber sie hat erst ab 16 Uhr Zeit.
Während ich da so sitze, setzt sich ein älteres Ehepaar auf die Parkbank neben mir. Mit ihnen komme ich ins Gespräch und erfahre eine Menge über die Seen im Umkreis. Auch über das Reisen unterhalten wir uns und sie stimmen mir zu, Deutschland ist ein schönes Land. Über dieses Thema landen wir schließlich bei der ehemaligen DDR. Und da haben die beiden eine ganz klare Meinung: Nicht alles war gut, gar keine Frage, aber mehrheitlich war es besser als heute. Die DDR wurde nach außen hin schlecht geredet. Der Zusammenhalt in der Bevölkerung war viel besser und auch die Unterstützung für die Kinder durch den Staat. Hinzu wäre eine deutlich bessere Sicherheitslage gekommen. Man hätte ohne Probleme die Kinder draußen spielen lassen, ja selbst Kinderwagen mal kurze Zeit unbeaufsichtigt lassen können, ohne die Sorge haben zu müssen, dass etwas passiert. Heute wäre so etwas undenkbar.

Über einen asphaltierten Radweg geht es am Zoo, einigen Schrebergärten und Industriebauten Richtung Hafen. Hier treffe ich auf den Elbe-Radweg und die Promenade, die mich an Blumenbeeten und Restaurants vorbei bis in die Innenstadt führt.

Kloster “Unser lieben Frauen”
Magdeburger Dom
Längste Vogelhauskette der Welt? Wetten gibt es…
Elbe mit wenig Wasser

Nachdem ich an der ehemaligen Bahn-Hebebrücke einige Videos gedreht habe, geht es über Dom und Hundertwasserhaus zurück auf denselben Wegen zu Kristin.

Hundertwasserhaus
Bahn-Hebebrücke von Magdeburg

Dort dusche ich erst mal und wasche meine Wäsche. Mit Mandy, Kristrins Hund, machen wir am Abend noch einen Spaziergang an den See. Kristin meint, dort könnte man Biber sehen. Die Wahrscheinlichkeit wäre jedenfalls sehr hoch am Abend. Leider habe ich trotz dieser Ankündigung meine Kamera in der Wohnung gelassen. Denn was soll ich sagen, nach nicht mal 5 Minuten, schwimmt tatsächlich ein Biber an uns vorbei. Kein Nutria!

Kristin und ich beim Biber beobachten

Wir kommen auf das herunter gekommene Pflegeheim zu sprechen. Sie weiß sofort, wovon ich rede. Sie war damals auch völlig schockiert, als sie dieses entdeckte. Doch dann klärt sie mich auf. Das Hochhaus steht leer, und das Pflegeheim befindet sich dahinter, von der Straße nicht einsehbar in einem Neubau. Na, Gott sei Dank!
Als wir wieder zurück sind, zaubert Kristin noch eine unglaublich leckere vegane Spaghetti „Bolognese“. Ich nenne es zumindest mal so.
Herzlichen Dank Kristin für deine Gastfreundschaft und das leckere Essen!

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