Gemüse und jede Menge Obst
Mo., 23.07.2018
Griefstedt – Büchel – Etzleben – Gorsleben – Heldrungen – Bretleben – Reinsdorf – Gehofen – Schönewerda – Bottendorf – Roßleben -Wendelstein
Kilometer: 43,6 km
Heute geht es mal wieder früh los. Um 5 Uhr klingelt der Wecker, und ich schaffe es auch, sofort aufzustehen. Im Tal hat sich leichter Nebel gebildet. Mein Innenzelt ist jedoch relativ trocken. Um 6 Uhr ist alles zusammengepackt, und ich bin bereit für den Weitermarsch. Entlang der Bahnlinie geht es über Felder weg von der Unstrut. Diese werde ich nun ein ganzes Stück nicht mehr sehen.
Über Griefstedt geht es entlang der Landstraße nach Büchel. Hier finde ich sogar einige reife Pflaumen in einer Hecke. Die anderen sind innen noch grün. Auf asphaltierten Feldwegen gehe ich entlang der Lossa weiter.
Die Sonne hat sich mittlerweile durch den Morgendunst gekämpft, und es wird bereits richtig warm, durch die hohe Luftfeuchtigkeit außerdem noch recht drückend und schwül.
In Etzleben biege ich vor Erreichen des Ortes nach links ab und folge dem Unstrut-Radweg. Nach ca. 100 m kommt von hinten ein Radler angefahren, bremst und fragt mich, was ich mache. Er kommt gerade von der Nachtschicht und ist auf dem Heimweg. Ich erzähle ihm, was ich vorhabe und wie viele Kilometer bereits gelaufen bin. Er ist fasziniert. Wir wünschen uns alles Gute, und er fährt weiter. Er ist gerade gefahren, da denke ich mir, dass ich ihm ja eigentlich auch eine Karte hätte mitgeben können. Ich ärgere mich darüber, nicht dran gedacht zu haben. In diesem Moment kommt er erneut um die Kurve.
Er hätte noch eine Frage: Ob ich irgendwo darüber berichte. Das nennt man wohl Gedankenübertragung! Ich reiche ihm eine Visitenkarte. Er möchte noch wissen, ob ich in diese Richtung schon einmal Touren gemacht habe. Aber in der Größenordnung ist das auch für mich Neuland.
Wir verabschieden uns erneut, und ich laufe weiter entlang von zahlreichen Mirabellen. Die Sträucher biegen sich wieder, und zum Teil ist der Boden übersät von abgefallenen und platt gefahrenen Früchten.
Kurz hinter Gorsleben habe ich die Unstrut wieder erreicht, wieder mit der Ahornreihe. Entlang der Bahnlinie geht es auf die Talenge zu. Eine Burg klebt auf der gegenüberliegenden Seite am Hang. Drumherum ist der Wald bereits herbstfarben verfärbt. Ich überlege, ob wir im Herbst überhaupt noch Blätter an den Bäumen haben werden, wenn die Trockenheit so weiter anhält.
In Heldrungen mache ich einen Abstecher zur Wasserburg. Im Inneren befindet sich eine Jugendherberge, daher ist der Zugang zur Burg gebührenfrei.
Eine ältere Reisegruppe fragt mich, ob ich nun weiterziehen würde und wohin. Ich erkläre ihnen, dass ich mir nur die Anlage angeschaut habe und schon eine ganze Weile unterwegs bin. Die Damen wollen wissen, ob man denn allein nicht vereinsamt, worauf ich entgegne, dass man selten allein bleibt oder sich allein fühlt. Man kommt ja immer wieder ins Gespräch, so wie aktuell auch. Einer der Herren ruft mir beim Gehen noch zu, dass es in der Unstrut leckere Fische gäbe. Ich soll mir abends doch einen zum Abendessen angeln. Sie hätten früher nur mit einer Schnur und einem Haken Fische herausgeholt.
Von Heldrungen aus geht es in der prallen Sonne auf einer Art Bahndamm kerzengerade nach Bretleben. Ich bin hier fast allein unterwegs. Kein Vergleich zu den Vortagen! Erst kurz vorm Ort überholt mich ein Pärchen mit den Rädern. Sie winken mir beim Vorbeifahren zu. Weit kommen sie jedoch nicht. Als eine kleine Erhebung erscheint, muss sie absteigen und schieben, und er braucht am Ortseingang an einer Bank ebenfalls Pause. Und so laufe ich kurz darauf wieder an den beiden vorbei, worauf sie zu ihrem Mann meint, dass ich ja noch topfit aussehen würde für das Wetter. Hmm, das sieht nur so aus, denke ich mir! Innerlich habe ich mit den immer höheren Temperaturen schwer zu kämpfen.
Ich schaue mich daher im Ortskern nach einem Friedhof um. Ich muss mal wieder Wasser tanken. Ein älterer Mann auf einem elektrischen Rollator fragt mich, ob ich Hilfe benötige. Ich erkläre ihm, dass ich mal wieder Wasser bräuchte und gerade überlege, welche Straße ich nun am besten zum Friedhof nehmen solle. Denn auf der Karte ist nie so wirklich ersichtlich, auf welcher Seite sich der Eingang befindet.
Da müsste ich die rechte Straße nehmen, meint der Mann. Da befindet sich gleich der Wasseranschluss an der Tür. Aber ich könnte auch einfach zu ihm kommen. Bei ihm gäbe es auch Wasser.
Ich nehme das Angebot dankend an. Das Haus des alten Mannes liegt sogar auf meinem Weg. In einem Hinterhof kann ich schließlich in einer Art Garage meine Flaschen füllen. Ob ich denn noch etwas Saft mit hineinmischen wolle, fragt Siegfried, dessen Namen ich mittlerweile erfahren habe. Doch ich lehne dankend ab. So etwas lässt sich nur schwer wieder reinigen.
Hmm, Siegfried überlegt. “Was könnte ich Ihnen denn noch Gutes tun? Möchten Sie gerne Gurken oder Tomaten?” fragt er mich daraufhin. Dieses Angebot nehme ich gerne an. Während ich meine Wasserflaschen aufräume, ruft Siegfried im Haus nach seiner Frau. Diese überreicht mir kurz darauf eine ganze Tüte voller Tomaten und einer Salatgurke. Von unserem Grundstück, erklärt er stolz.
Ich bedanke mich, und draußen auf der Straße erzählt er mir noch, dass er früher viel verreist ist, was für die DDR ungewöhnlich war. Aber er hat in Mexiko, Syrien, Polen, und vielen anderen Ländern Silos aufgebaut. War aber etwas zu viel Arbeit, meint er, mit Blick auf seinen Rollator. Er gibt mir noch Tipps, wie ich am besten weiterlaufe, dann verabschieden wir uns.
Nach 400 m bleibe ich an einer schwarzen Hecke stehen. Ein Radfahrer tut es mir gleich und holt eine Brotdose hervor. Bei der schwarzen Hecke, handelt es sich nämlich um ein Meer von Brombeeren. Ich belasse es beim Kosten vor Ort.
In Reinsdorf beschließe ich, den Unstrut-Radweg zu verlassen. Ich entscheide mich für einen Wiesenweg entlang des Hanges in Richtung Gehofen. Hier mache ich im Schatten mehrerer Mirabellen-Sträucher auch erst mal eine längere Pause. Die Sonne knallt so herunter!
Kurz hinter Gehofen stoße ich schließlich über Schotterwege wieder auf den Deich der Unstrut und damit auf den Radweg. Hier steht allerdings im Vergleich zum Vorfeld nun kein Baum oder Strauch mehr. Entsprechend trostlos wirkt auch der Weg auf den folgenden Kilometern! Für etwas Abwechslung sorgen Stimmen hinter mir. Hinter mir ist jedoch niemand. Werde ich nun bekloppt? Erneut höre ich Stimmen, nun sogar noch etwas näher. Ja, gibt es das? Hinter mir ist bis zum Horizont alles frei. Als ich die Stimmen direkt neben mir höre, und immer noch nichts sehe, wird mir klar, dass auf der Unstrut offenbar Kanufahrer unterwegs sind. Diese sieht man jedoch nicht, wenn diese direkt an der Abbruchkante entlangfahren, da die Unstrut in diesem Streckenabschnitt besonders tief im Graben fließt.
Ich komme an einem Campingplatz vorbei, der nur 4,50 € kostet. Das ist ja schon verlockend. Schon allein die Dusche. Doch ich möchte gerne noch etwas weiter, um die nächsten Tage besser auf die Hitze reagieren zu können. Ich lasse daher den Campingplatz rechts liegen und marschiere weiter auf dem Damm. Zwei Radfahrer kommen an mir vorbei, und die hintere Dame hält an. Sie fragt mich, ob ich auf einem Pilgerweg wäre. Ich erkläre ihr, was ich mache und vorhabe. Das sei ja spannend. Sie würden dagegen nur die Unstrut entlang fahren. Ist doch auch schön, entgegne ich.
Sie möchte wissen, was so das Schönste unterwegs ist. Ich überlege kurz und antworte dann, dass es eindeutig die vielen Gespräche und Bekanntschaften sind. Sie bedankt sich und fährt weiter.
Nach Roßleben verlässt der Radweg die Unstrut, und es geht über die Felder Richtung Wendelstein, das übrigens bereits wieder in Sachsen-Anhalt liegt. In der Ferne liegt ein großer Steinbruch. Eine ockerfarbene Halde daneben.
Kurz vor der Grenze zu Sachsen-Anhalt erreiche ich wieder die Unstrut, und beschließe, noch in Thüringen mein Zelt aufzubauen. Hier finde ich auch mal eine etwas flachere Stelle hinab zur Unstrut. Diese nutze ich, um mich kurz darauf zu waschen. Erst überlege ich, in der Unstrut zu baden, entscheide mich aufgrund der doch recht kräftigen Strömung an dieser Stelle dagegen. Mit einer Flasche leere ich daher am Ufer das erfrischende Wasser über mich. Auch eine Handwäsche findet anschließend noch statt.
Nach Auslesen des GPS-Gerätes stelle ich fest: Neuer Rekord. Aber die nächsten Tage werde ich dafür deutlich langsamer machen.
Lieber Markus,
deine Reiseberichte lese ich jeden Morgen mit Begeisterung….
Wie kann man nur so viel laufen bei der Hitze?
Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß…!
LG, Beate