Bisher Kürzeste Etappe der Tour
Fr., 27.07.2018
Markranstädt – Lindennaundorf
Kilometer: 6,8 km
Die Nacht blieb letztendlich ruhig. Einzig ein paar Angetrunkene am gegenüberliegenden Seeufer sorgen bis 1 Uhr immer wieder für Unterhaltung.
Ich mache mich wieder auf den Weg am Seeufer entlang auf schmalen Pfaden. Als ich die Uferpromenade erreiche, und damit die Sonne, werde ich fast erschlagen. Bereits jetzt um 8 Uhr hat die Sonne eine Kraft, die nichts Gutes für den restlichen Tag in Sachen Hitze befürchten lässt. Ein Glück, dass sich meine Etappe heute auf nur wenige Kilometer beschränkt. Denn Katharina hat mir beim Vorsitzenden des Heimatvereins „Frankenheim-Lindennaundorf e. V.“ einen Übernachtungsplatz organisiert. Jens Schwertfeger und seine Familie sind so lieb und stellen mir dafür ihr Privatgrundstück zur Verfügung.
Nach dem Besuch eines Supermarktes, mache ich mich auf Radwegen entlang einer Landstraße auf den Weg Richtung Frankenheim. Weite Getreidefelder prägen hier das Landschaftsbild, nur unterbrochen von einigen Windrädern und Strommasten.
In Lindennaundorf angekommen, zieht mich eine alte Mühle aus Holz magisch an. Ein schönes altes Bauwerk, gut erhalten. Nach einer kurzen Rast, laufe ich die letzten Meter zu Jens Schwertfeger und seiner Familie.
Ich werde freundlich empfangen, und wir machen es uns im Garten im Schatten gemütlich. Am Nachmittag bis in den Abend unterhalten wir uns über die Arbeit des Heimatvereins, der auch für den heutigen Zustand der alten Mühle verantwortlich ist. Zudem kommen wir auch auf das Leben in der DDR zu sprechen. Mich interessiert das, da ich im Laufe meiner Reise die unterschiedlichsten Erfahrungen und Einschätzungen zu hören bekommen habe. Je mehr Wortmeldungen ich einfange, umso genauer wird sich mir am Ende ein Bild über das Leben in der DDR darstellen. So ist zumindest meine Hoffnung. Jens bringt zum Thema Kinderfreundlichkeit auch eine interessante Einschätzung mit ein. Er bestätigt diese Erfahrungen zwar, ist aber auch der Meinung, dass man damit auch die Kinder früh in die „richtige“ Richtung biegen konnte, die von der Führung der DDR angestrebt wurde. Ansonsten ist auch er der Meinung, dass sie sich diese Zeit nicht zurückwünschen. Dass man aufpassen muss, mit wem man sich unterhält, wurde einem auch schon früh von den Eltern beigebracht.
Im Gespräch erfahre ich zudem, dass Jens Gärtnermeister ist. Er arbeitet nun bei der Stadt Leipzig und ist dort für tausende Straßenbäume verantwortlich. Die extreme Trockenheit macht dementsprechend auch ihm schwer zu schaffen.
Nach 20 Uhr trifft schließlich auch Katharina ein, die aufgrund witterungsbedingter Verkehrsprobleme etwas länger unterwegs war als ursprünglich geplant. Auch sie wird am Essenstisch freundlich empfangen.
Nach dem Essen sitzen wir noch eine Weile draußen am Tisch und gehen anschließend zu Bett. Die Mondfinsternis können wir uns zum Teil vom Zelt aus ansehen.
Katharina und ich freuen uns sehr, uns nach knapp drei Wochen endlich mal wieder zu sehen.