Durch die Hitze entlang der Havel

Di., 07.08.2018
Potsdam – Wannsee –Wilhelmstadt
Kilometer: 36,7 km

Wie immer bin ich früh auf den Beinen. Am Sportplatz entlang laufe ich auf das neue Palais im Park Sanssouci zu. Noch ist es recht frisch, und man kann sich noch gar nicht vorstellen, dass es heute erneut so heiß werden soll. Vor dem neuen Palais setze ich mich in der Sonne auf eine Bank und fertige einige Berichte vom Wochenende an. Ich bin mal wieder etwas in Verzug geraten. Aber das macht nichts, denn der Park ist noch geschlossen.

Das neue Palais

Kurz nach 8 Uhr mache ich mich auf den Weg in den Park. Zahlreiche Gärtner sind mit kleinen Wagen unterwegs. Heckenschnitt steht an und natürlich gießen, gießen und nochmals gießen. Kreuz und quer schlendere ich durch den schönen Park, um ihn schließlich in Richtung Potsdamer Innenstadt zu verlassen.

Im Schlossgarten
Das Schloss Sanssouci

In der Stadt suche ich einen Schuster auf, denn ich möchte mal schauen, ob dieser vielleicht an der zunehmend herausgerissenen Schlaufe am Hüftgurt etwas retten kann. Doch er kann mir leider nicht weiter helfen. Er kennt sich in dem Bereich nicht aus. Er denkt jedoch, dass der verwendete Karabiner zu klein ist, und daher die Einrisse links und rechts entstanden sind. Er empfiehlt mir, einmal nur die breiteren Karabiner von meinen „Stoßdämpfern“ direkt einzuhängen und das Gurtband zu entfernen. Dies realisiere ich auch wenig später im nächsten Schlosspark von Schloss Cecilienhof. Ich werde mich demnächst daran machen und selbst die Schlaufen verstärken. Mal sehen, ob ich das hinbekommen werde!

Altstadt von Potsdam
Durch das Tor hindurch

Immer im Schatten geht es durch den Park. Beim Schloss Cecilienhof schaue ich auch kurz vorbei. Schließlich hat hier die berühmte Potsdamer Konferenz stattgefunden. Nachdem ich eine Brücke überquert habe, geht es an der ehemaligen kaiserlichen Matrosenstation Kongsnaes der Norweger vorbei. Derzeit wird hier alles renoviert.

Auf sandigen Wegen durch den Park
Vorbei am Schloss Cecilienhof
Unter anderem bekannt durch die Potsdamer Konferenz
Die norwegische Matrosenstation

Nach Überqueren der Glienicker Brücke, habe ich Berlin erreicht. Zu DDR-Zeiten verlief hier auch die Mauer. Zu meiner rechten Seite befindet sich nun das Schloss Babelsberg, leider gegen die Sonne. Ich biege allerdings nach links ab, und weiter geht es im Schatten, immer am Wasser der Havel entlang Richtung Nordosten.

Schöne Ausblicke auf den See

Der Schatten und das nahe Wasser täuschen etwas über die wahren Temperaturen hinweg! Immer wenn es in sonnige Bereiche geht, spürt man erst, wie stark die Temperaturen mittlerweile wieder angezogen haben. Über sandige Wege geht es immer weiter am Ufer entlang. Immer wieder laden kleine Sandstrände die Berliner zum Baden ein. Für mich geht es jedoch weiter. Der sandige Weg bereitet einigen Fahrradfahrern Schwierigkeiten, und auch ich spüre diese Abschnitte deutlich. Aber im Großen und Ganzen komme ich besser voran als gedacht.

Sehr sandige Wege

Gegen Mittag erreiche ich schließlich den Wannsee. Das Wetter ist gerade passend zum berühmten Schlagerhit, und entsprechend hat sich am Strandbad eine lange Schlange gebildet.

Wannsee ist erreicht
Am Strandbad hat sich eine Schlange gebildet

Über zum Teil verwurzelte Wege geht es wieder hinab an die Havel. Weitere kleine Buchten laden zum Schwimmen ein, und entsprechend voll ist es hier. Schließlich erreiche ich wieder eine Straße, der ich weiter Richtung Norden folge. Mächtige alte Eichen begleiten den Straßenverlauf. Doch beim nächsten Sandstrand biege ich wieder auf einen Schotterweg ab und ziehe am Ufer entlang nach Norden. Kurz vor Erreichen der B2 geht es für mich wieder an der kleinen Straße entlang. Ursprünglich hatte ich vor, an einer Landzunge mein Zelt aufzubauen, doch ich brauche wieder Wasser, und auch etwas zum Essen wäre fein. Aber wieder mal sieht es mit Supermärkten in der Gegend mau aus. Scheinbar ist die Infrastruktur im Übergangsbereich Großstadt tatsächlich eher miserabel. Denn diese Probleme hatte ich, wie gesagt, in den vorausgegangenen Wochen nie!

Meine Karte und Google spucken schließlich alle Supermärkte im Umkreis aus, und ich entschließe mich, zu einem Markt in der Nähe von Spandau zu laufen. Das bedeutet für mich jedoch, dass ich erst einmal aus dem Tal heraus und hoch auf die Brücke gehen muss. Dies stellt sich jedoch als eine größere Herausforderung heraus, als gedacht. Denn es gibt ausschließlich Treppen hinauf auf die Anhöhe. Notgedrungen entscheide ich mich für die Treppe in unmittelbarer Nähe zum Brückenkopf. Also Wagen ab, und Stück für Stück hochgezogen. Zwar gibt es an der Seite einen gepflasterten Streifen, auf dem ich in der Theorie fahren könnte, aber in der Praxis stellt sich dieser aufgrund der Steigung als zu glatt heraus.  Offenbar ist dieser auch eher als Regenrinne gedacht.

Es heißt, Treppen steigen.

Oben angekommen – ich hatte schon die Befürchtung, hier keinen Gehweg anzutreffen – geht es für mich auf einem breiten Geh- und Radweg Richtung Westen. Vorbei an Berlins bester Currywurst – behauptet zumindest die Werbung an dem Imbiss!

Nachdem ich im Supermarkt meine Sachen bekommen habe, geht es für mich wieder zurück an die Brücke. Ich habe keine Lust mehr, bis zur Landzunge zurückzulaufen und habe vor, mein Glück auf der Landzunge zwischen den beiden Brücken zu versuchen. Laut Karte soll es hier auch einen Strandbereich geben. Über kleine Sandwege geht es durch den Wald, bis ich schließlich auf einer Lichtung einen tollen Ausblick auf die Havel genießen kann. Eine ältere Frau mit zwei Hunden meint zu mir, hier sei der schönste Platz. Sie sei jeden Abend hier oben. Sie befragt mich nach meiner Reise. Sie habe früher auch gerne gecampt. Sie sei aber eher ein Fan von Skandinavien. Die Temperaturen derzeit würden ihr auch nicht behagen. Ich stimme ihr da bei. Meine Temperaturen sind das definitiv auch nicht! Doch sie hat in die Richtung leider ungute Nachrichten: Morgen soll es noch heißer werden, meint sie: Bis zu 40°C, habe sie gelesen. Allein der Gedanke, bei 40°C mitten durch Berlin zu latschen, lässt mich schwitzen. Da muss ich morgen auf jeden Fall sehr, sehr früh los.

Ich verabschiede mich von der Frau und ziehe am Hang entlang weiter. Auch hier gibt es wieder nur Treppen hinab zum Strand, der zu dieser Zeit noch immer sehr voll ist. Zahlreiche Hunde toben herum. Ich beschließe daher, dem Weg oben weiter zu folgen, bis ich schließlich erneut vor einer Treppe lande. Nun gut, dann geht es eben doch eine Treppe hinab. Ich schnalle den Wagen ab und lasse ihn langsam am Packsack hebend die Stufen hinab. Das klappt erstaunlich gut!

Weg zum Strand

Unten angekommen, geht es nun auf Kopfsteinpflaster zurück. Bis der Weg schließlich vor einem Vereinsheim der Segler endet. An der Seite gibt es jedoch erneut eine Treppe, nun aber wieder ein Stück hinauf, die mich wohl zum Strand führen wird. Dieses Mal bin ich jedoch faul und ziehe den Wagen angeschnallt hinter mir die Stufen hoch. Oben angekommen, geht es einen Sandweg wieder leicht bergab zum Strand. Sehr viele Hunde und ihre Besitzer sind hier noch unterwegs. Ich umrunde daher die Landspitze, bis ich etwas abseits, jedoch direkt am Weg eine kleine Bucht für mich finde. Das Zelt baue ich aber erst bei Anbruch der Dunkelheit auf. Zuvor dusche ich mich provisorisch mit einer Flasche Leitungswasser ab. Das Seewasser ist mir nicht geheuer. Schon den ganzen Tag wird vom See immer wieder ein ekelhafter Gestank herübergeweht. Es ist mir ein Rätsel, wie man darin baden kann! Grüne angespülte Algenschlunze erklärt auch den Geruch.  Nein, das Wasser ist zum Duschen nicht geeignet.

 

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