Auf geht’s zum Fichtelberg!
Di., 04.09.2018
Annaberg – Neu-Amerika – Cranzahl – Kretscham-Rothensehma – Oberwiesenthal – Fichtelberg
Kilometer: 27,0 km
Als ich am Morgen aus dem Zelt schaue, sehe ich in eine graue Wand: Dichter Nebel hat sich breit gemacht, und entsprechend ist alles nass. Ich bleibe noch eine knappe Stunde im Zelt liegen und fange dann zumindest im Inneren an zu packen. Dank der Hütte kann ich auch meine Sachen im Trockenen ablegen. Gegen 9 Uhr kommt dann auch allmählich die Sonne durch. Bis das Zelt vollständig durchgetrocknet ist, ist es aber nach 10 Uhr. Das ist wieder mal Vorgeschmack auf den kommenden Herbst!
Im Sonnenschein geht es auf der Höhe eine kleine Straße entlang leicht bergauf, vorbei an einem Maisfeld, das gerade gemäht wird. Auf einem kleinen Schotterweg laufe ich hinauf zum Wald und an diesem entlang den Berg hinab nach Neu-Amerika. Von hier oben hat man einen schönen Blick auf den Fichtelberg, der sich am Horizont erhebt. Ich will mal sehen, ob ich am Abend dort oben drauf stehen werde!
Doch zunächst steige ich weiter durch einen Fichtenwald wieder bergan, jedoch nicht lange, denn auf einer Höhe erreiche ich eine Art Kamm mit freiem Blick in die Täler links und rechts. Durch den nebligen Morgen ist es leider noch sehr diesig!
Nach Überqueren einer kleinen Landstraße gehe ich auf Betonplatten an Maisfeldern vorbei bergab. Nach Überqueren einer Bahnlinie steigt der Weg wieder leicht an. Da meine Trinkwasservorräte komplett aufgebraucht sind, bleibt mir nichts anderes übrig, als nach links nach Cranzahl abzusteigen. Eine ältere Frau spricht mich im Supermarkt auf meine Reise an. Als wir draußen vor dem Supermarkt stehen, senkt sie ihre Stimme, schaut sich nach links und rechts um und sagt: “Hoffentlich haben Sie immer nur gute Erfahrungen mit den Deutschen gemacht!” Ihr Sohn sei bei der Bundespolizei und sei abends oft wegen der Menschen fix und fertig! Ich kann sie beruhigen: Bis jetzt sind meine Erfahrungen größtenteils nur positiv! Wir verabschieden uns, und ich steige den Berg hinauf zur Bahnlinie. Als ich diese gerade erreicht habe, fährt im rechts gelegenen Bahnhof die Schmalspurbahn nach Oberwiesenthal ab. Die Strecke wird noch regulär mit Dampf betrieben, und offenbar gibt es hier keine Komplikationen mit der Waldbrandgefahr!
Ich steige immer weiter über Wiesenwege den Berg auf, vorbei an einer Trinkwassertalsperre. Ab hier führt mich eine Forststraße durch den Wald. Anfangs verläuft mein Weg noch auf einer Höhe. Mehrere große Holztransporter überholen mich auf der Strecke. Doch dann muss ich steil auf einem zunehmend schmaleren Pfad bergauf steigen. Kerzengerade erhebt sich der schmale Pfad wie eine Himmelsleiter im Wald vor mir. Was tue ich mir hier bloß an? denke ich mir. Ich schaue auf der Karte nach und beschließe, an der nächsten Kreuzung wieder eine Forststraße zu benutzen. Der Kammweg macht nur unnötige Höhenmeter auf einen Buckel, von dem man aufgrund des dichten Waldes ohnehin nichts sieht. Optisch sieht der Wald von der Forststraße aus auch nicht anders aus. Er lässt sich für mich mit dem Wagen aber deutlich besser befahren.
Kurz darauf erreiche ich Kretscham-Rothensehma. Hier kreuze ich die Fichtelbergbahn und beschließe, nachzusehen, wann der nächste Zug hier vorbeikommt. Ein Blick auf den Fahrplan verrät mir, dass ich keine 20 Minuten mehr warten muss. Als die Bahn schließlich zischend und fauchend vor mir steht, signalisiere ich der Schaffnerin, dass ich kein Interesse habe, einzusteigen, sondern nur am Bahnsteig stehe, um Bilder vom Zug zu machen. Der Zug setzt sich daher auch wenig später wieder in Bewegung.
Ich gehe oberhalb der Bahnlinie in den Wald. Wieder sind es geschotterte Forstwege, aber mich stört das nicht. Immer steiler wird der Weg. Kein Wunder, schließlich liegen noch über 500 Höhenmeter vor mir. Kurzen Etappen mit flachem Gelände folgen umso heftigere Anstiege. Schließlich stehe ich an einem Aussichtspunkt auf knapp 1000 m Höhe und schaue nach Osten über einen Steinbruch hinweg nach Tschechien und zum Grenzverlauf.
Auf mehr oder weniger gleicher Höhe führt mich der Weg an einen Sattel, von wo aus ich einen herrlichen Blick auf die höchst gelegene Stadt Deutschlands habe: Oberwiesenthal. Die Landschaft erinnert mich stellenweise an den Südschwarzwald oder die Alpen. Das Läuten von Kuhglocken in der Ferne untermauert dieses Gefühl auch noch.
Bis zum Gipfel sind es nicht mehr viele Kilometer. Aber der direkte Weg ist für mich mit dem Wagen kaum machbar! Ich entscheide mich daher dazu, den Gipfel gegen den Uhrzeigersinn zu umfahren. Und trotz dieser Entscheidung geht es mächtig bergauf. Ich schnalle daher den Wagen ab, und schiebe ihn wie einen Kinderwagen vor mir her. Das ist deutlich angenehmer als das Hinter-sich-herziehen. Nachdem ich den Gipfel umrundet habe, steige ich an der Westseite sehr steil bergauf. Ich komme mächtig ins Schwitzen und bin froh, als schließlich der Turm vor mir auftaucht. Gleich ist es geschafft!”
Nachdem ich noch einmal nach links abgebogen bin, stehe ich am Gipfel und an der Seilbahnstation. Von dort oben hat man einen herrlichen Rundumblick. Ich bin begeistert! Was bin ich froh, einen Abstecher ins Erzgebirge gemacht zu haben! Hier gibt es eine wunderschöne Landschaft, in der ich noch nie gewesen bin!
Nachdem ich das Gipfelhotel einmal umrundet habe, wandere ich nun wieder bergab. Ich folge einem Schotterweg in Richtung Süden und finde schließlich die Schutzhütte, die mir auf der Karte angezeigt worden ist. Zum Glück ist diese so groß, dass ich neben der Bank und dem Tisch mein Zelt aufbauen kann. Ansonsten wäre es hier oben bei der Hanglage ziemlich schwierig geworden, ein Plätzchen zu finden.
Nach einem langen Telefonat mit Katharina falle ich müde ins Bett.