Ärger mit der Bahn und Blick auf den Main
Mi., 26.09.2018
Machtilshausen – Langendorf – Westheim – Langendorf – Fuchsstadt – Gauaschach – Obersfeld – Hunsbach – Münster – Aschfeld – Eußenheim – Himmelstadt
Kilometer: 33,6 km
Die Nacht verlief dieses Mal ohne Wadenkrämpfe. Es ist kurz vor 8 Uhr, als Katharina und ich aufstehen. Unten hat Sigrid bereits den Frühstückstisch gedeckt. Gemeinsam frühstücken wir, dann heißt es Abschied nehmen von Sigrid. Vielen lieben Dank für die tolle Zeit bei dir, und für die reichhaltige Verpflegung! Wir haben uns sehr wohl gefühlt!
Nachdem Sigrid gegangen ist, fange ich an, meinen Packsack zu packen. Das meiste hatte ich zwar schon am Vortag verpackt, doch die veränderte Zusammensetzung macht sich beim Packen bemerkbar. Hinzu kommt die Veränderung beim Rucksack. Katharina hat meinen wasserdichten Rucksack wieder mitgebracht. In der kälteren Jahreszeit wird die flach aufliegende Rückenfläche wohl nicht sehr stören, sondern im Gegenteil vielleicht sogar wärmen. Doch im Gegensatz zu ihrem Rucksack, den ich während der letzten Monate genutzt habe, fallen nun mehrere wichtige Fächer weg. Doch nach einigem Hin und Her habe ich alles verstaut.
Da der Abfahrtsbahnhof über keinen Automaten verfügt, hatten wir beschlossen, das Quer-Durchs-Land-Ticket der Deutschen Bahn über die DB-App auf meinem Smartphone zu buchen. Doch dieser Versuch erweist sich als Desaster! Denn die App bucht ungefragt und ohne vorherige Bestellübersicht das Ticket auf meinen Namen. Im Gegensatz zur Webseite und zum Automaten gibt es keine Möglichkeit, im Vorfeld den Namen des Reisenden festzulegen. Laut App ist scheinbar der Käufer automatisch auch der Nutzer. Ich bin auf 180!!! Ein Stornieren ist auch nicht mehr möglich, geschweige denn lässt sich nachträglich der Name des Reisenden abändern. Ich fertige daher Katharina einen Zettel an, auf dem ich schreibe, dass dieses Ticket für sie ausgestellt wurde. Ob es etwas helfen wird, weiß ich nicht, aber einen Versuch ist es doch wert. Denn es widerstrebt mir, noch einmal ein Ticket zu lösen. Ich schicke Katharina per E-Mail das Handyticket zu, und wir machen uns auf den Weg zum Bahnhof.
Entlang der Bundesstraße B287 geht es unter der A7 hindurch nach Langendorf. Nach Durchqueren des kleinen Ortes gehen wir auf einem asphaltierten Feldweg zur Westheimer Mühle, wo wir die Fränkische Saale überqueren. Ein Blick auf die Uhr lässt uns uns ziemlich beeilen. Das würde uns jetzt gerade noch fehlen, wenn uns der Zug vor der Nase weg führe! Nach Durchqueren von Westheim stehen wir schließlich am Bahnsteig und haben sogar noch 5 Minuten Zeit, uns zu verabschieden, bis der Zug kommt. Wieder einmal ging die Zeit viel zu schnell vorbei! Doch nun wird es erst einmal spannend, wie Katharina mit dem Ticket nach Hause kommt.
Nachdem Katharina mit dem Zug abgereist ist, mache ich mich auf den Rückweg in Richtung Saale. Als ich gerade die Mühle erreiche, schreibt mir Katharina, dass die Schaffnerin ihr Ticket zumindest in diesem Zug akzeptiert hat. Ich schreibe ihr nach Blick auf die DB-App, dass sie besser bis Schweinfurt fahren und dort am Schalter noch einmal das Problem schildern soll. An ihrer Verbindung wird es letztendlich nichts ändern.
Ich habe mittlerweile Fuchsstadt erreicht. Durch den Ort steige ich langsam bergauf. Nach Überqueren der Landstraße nimmt die Steigung jedoch deutlich zu. Das anfangs noch asphaltierte Sträßchen verwandelt sich nach und nach in eine Schotterpiste. Steil geht es an einem Steinbruch vorbei.
Oben führt mich der Schotterweg entlang eines Waldes und Ackerflächen zur Landstraße. An dieser biege ich wieder in Richtung Süden auf einen Feldweg ab, der mich an einen Wald führt. Der Waldweg ändert zunehmend seine Struktur und geht nur für ein kurzes Stück in einen Waldpfad über. Auf einem asphaltierten Feldweg laufe ich an mehreren Waldrändern vorbei auf und ab in Richtung Gauaschach. Am Ortsrand biege ich in ein Kleingartengrundstück ab und laufe zwischen den Gärten hindurch zu einer kleinen Landstraße. Diese überquere ich und folge einer schmalen Straße durch das Tal in Richtung Obersfeld. Weiter geht es auf einem kleinen, mit Splitt befestigten Feldweg durch das hübsche Tal. Ein Rübenernter ist gerade dabei, die zahlreichen Zuckerrüben zu ernten. Überhaupt ist das Tal sehr von der Landwirtschaft geprägt. Es gibt wenige Wiesen und Wald, aber viele Äcker.
In Hundsbach gehe ich an einem kleinen Bach entlang in Richtung Westen. Immer wieder wird der Bach über kleine Brücken überquert. Eine ältere Frau ist mit einem Kinderwagen unterwegs und spricht mich an, als ich sie überhole. Sie möchte wissen, ob ich einen Gleitschirm dabei habe. Okay, diese Variante ist auch für mich neu! Ich erkläre ihr, was ich mache und wo ich hin möchte. Sie ist erstaunt. Ob mir da nicht die Füße weh tun, möchte sie wissen. Sie würde durchaus auch mal 30 km am Tag laufen, aber am nächsten Tag sei sie dann schachmatt. Wir verabschieden uns, und ich laufe weiter durch das Tal.
Über Münster und Aschfeld gehe ich vorbei an mehreren Fischteichen. Hier gibt es schöne Zeltplätze, aber ich habe ein anderes Ziel. In Eußenheim laufe ich im Ort ein Stück entlang der B27. Wenn ich dieser folgen würde, käme ich direkt nach Stuttgart. Doch ich biege am Ortsende auf eine kleine Landstraße ins Werntal ab. Einem asphaltierten Feldweg folge ich entlang der Bahnlinie in Richtung Süden. Auf der Höhe von Schönarts steige ich dann nach rechts den Berg hinauf. Auf dem kleinen Sträßchen gibt es kaum Verkehr, und ich muss nur die B26 überqueren. Weiter geht es nun auf einem Forstweg kräftig den Berg hinauf. Immer steiler wird der Weg. Zum Glück habe ich mit Erreichen eines Funkmastes aber die Höhe bereits erreicht. Hier führt mich der Waldweg hinaus auf das freie Feld, und ich habe den ersten Blick hinab ins Tal zum Main. Weit muss ich nun nicht mehr laufen! Doch kurz vor meinem Ziel treffe ich auf Christian mit seinem Sohn. Sie sind in den Weinbergen spazieren gegangen und haben die Trauben geerntet, die der Vollernter hängen gelassen hat. Christian ist von meiner Reise völlig fasziniert. Er möchte wissen, ob ich vor habe, ein Buch darüber zu schreiben oder Vorträge über die Reise zu halten. Doch noch habe ich mir in dieser Richtung noch gar keine Gedanken gemacht. Ich kann ihn daher nur auf meinen Reiseblog verweisen. Er hätte derzeit leider keinen freien Übernachtungsplatz bei sich daheim, sonst hätte er mich gerne zu sich nach Hause eingeladen. Er möchte wissen, ob er mich sonst irgendwie hier vor Ort unterstützen kann. Doch ich bin wunschlos glücklich! Er gibt mir noch einen Tipp für einen tollen Aussichtspunkt, der sich in unmittelbarer Nähe befindet. Von dort könnte ich wunderbare Bilder machen. Danach verabschieden wir uns.
Ich nutze den Tipp und mache einen Abstecher zu der beschriebenen Aussichtsplattform. Es ist hier wirklich sehr schön! Vielleicht schaffe ich es später noch einmal, hier herzukommen. Doch zunächst möchte ich mein Zelt aufbauen. Ich laufe daher zurück zur Kreuzung und folge einem Weg in den Wald. Diesen verlasse ich jedoch kurz darauf wieder und stehe auf einem ehemaligen Weinhang. Tief unter mir fließt der Main. Und dann steht die Hütte schließlich vor mir, die ich mir bereits am Morgen ausgesucht habe. Sie ist groß, hat einen guten Boden und dazu Sitzbänke. Sie ist also ein idealer Platz, um mein Zelt aufzubauen. Doch zuerst heißt es, den aktuellen Bericht schreiben.
Wer sich mittlerweile fragt, was mit Katharina und dem Zugticket passiert ist: Alle Schaffner haben das Ticket akzeptiert. Nur eine Schaffnerin im privaten Bahnunternehmen “Metronom” nach Uelzen hat es abgelehnt und eine Strafe von 60 € verhängt. Ob das gerechtfertigt ist oder nicht, wird sich zeigen, denn ich werde der Bahn einen Brief schreiben. In meinen Augen ist die App in dieser Richtung absolut nicht ausgereift! Dass überhaupt eine Verbindung gebucht werden kann, ohne dass mir als Verbraucher vorab noch einmal eine Bestellübersicht angezeigt wird, halte ich für sehr fragwürdig!
Soooo wahnsinnig schöne Bilder immer ? herrlich!